Mahlzeit!

von Hanns Dieter Hüsch

© Jürgen Pankarz
Mahlzeit, Mahlzeit, Mahlzeit,
Mahlzeit, Mahlzeit ...
 
… das kleine Wörtchen „Mahlzeit“ ist gegen Mittag in aller Munde, wird aber subjektiv interpretiert, man spricht es gewöhnlich beiseite. Betrittst Du den Speisesektor in Brummers Parkhotel, dann mache es so wie ich: Übe schon vor der Tür, besonders wenn du in äußerster Ecke sitzt und vorbei mußt an Fabrikanten, Sparkassenzweigstellenleitern und Akademikern. Laß dich nicht schrecken, gehe dem Kellner stets aus dem Weg, sei locker und leicht in deinen Bewegungen. Hast du ungefähr 10mal „Mahlzeit“ gesagt, dann hast du's geschafft, hast dein sicheres Eckchen erreicht, ach da drüben die kinderreiche Familie aus Osnabrück, die hast du vergessen, leichte dezente Verbeugung: Mahlzeit! Siebenmal kommt es zurück, Vati, Mutti und 5 entzückende Orgelpfeifen grüßen mit deutschem Mittagsgruß: Mahlzeit.
Hast du die Königinsuppe, den rheinischen Sauerbraten mit Klößen und Apfelmus, dann Eis und Kaffee gut untergebracht, dann sei nicht verstockt - erhebe dich, und mach es wie eben. Leute, die du schon näher kennst, strahle ruhig an und schmettere ihnen eins vor: Mahlzeit! Sie schmettern bestimmt zurück. Das sind so Kontakte. Mir hat sich das eingefleischt, komme ich irgendwohin, gleichgültig wann und wo, grüß ich mit Mahlzeit.
 

 
Hanns Dieter Hüsch
1962

© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Den möcht´ ich seh´n..." in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung
Die Zeichnung stellte freundlicherweise Jürgen Pankarz zur Verfügung.