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Ein Kommentar

von Ludwig Lenis

Dr. Hans Kremendahl - Foto © Frank Becker
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In den letzten beiden Wochen ist in der Wuppertaler Kulturpolitik viel Porzellan (auch das feine, empfindliche japanische) zerschlagen worden. Oberbürgermeister Peter Jung ist durch den Weggang im Zorn des von ihm geförderten Opernintendanten und Generalmusikdirektors Toshiyuki Kamioka gründlich desavouiert worden – der dadurch entstandene Image-Schaden dürfte für den Politiker enorm sein. Daß Kamioka diesen Schritt gegangen ist, dürfte nicht unwesentlich mit seinen traditionellen Ehrbegriffen zusammenhängen, was sein Verhalten unter Umständen verstehbar macht. Der Skandal für die Bergische Großstadt aber könnte jedenfalls kaum schlimmer sein.
 
Was jedoch jetzt die Sache gänzlich unappetitlich macht, ist das Verhalten von Wuppertals Ex-Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl (SPD), der 2004 Peter Jung (CDU) bei der Wahl zum Stadtoberhaupt unterlag. Kremendahl vergießt jetzt Krokodilstränen über Kamiokas bevorstehenden Weggang und tritt nach, indem er Peter Jung als „verhängnisvollen Fehler“ vorwirft, Kamioka nicht gestattet zu haben, zwei Monate pro Jahr seinen Wuppertaler Ämtern fernzubleiben, um in Japan zu arbeiten – und vergleicht Wuppertal mit Berlin und Salzburg und Kamioka mit Karajan. „Das mutet provinziell an“ zitiert ihn die Westdeutsche Zeitung am 21. November und weiter: Der Verlust Kamiokas ist ein Desaster". In der Tat, Kremendahls höhnischer Rachefeldzug macht die „Affäre Kamioka“ nun endgültig zur Provinzposse.