Ein neuer alter Figaro

Johannes Weigands „Barbier“ steht wieder auf dem Wuppertaler Spielplan

von Daniel Diekhans

v.l.: Thomas Laske, Noé Colin - Foto © Uwe Stratmann
Ein neuer alter Figaro
 
Johannes Weigands „Barbier“
steht wieder auf dem Wuppertaler Spielplan
 
Komische Oper in zwei Akten von Gioacchino Rossini.
Libretto von Cesare Sterbini nach dem Schauspiel
von Pierre Auguste Caron de Beaumarchais.
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
 
Musikalische Leitung: Florian Frannek; Inszenierung: Johannes Weigand; Bühnenbild: Moritz Nitsche; Licht: Fredy Deisenroth; Kostüme: Judith Fischer; Chorleitung: Jens Bingert - Fotos: Tom Buber
 
Besetzung: Figaro (Thomas Laske) – Rosina (Aurora Tirotta) – Conte Almaviva (James Elliott) – Bartolo (Noé Colin) – Basilio (Roman Ialcic) – Berta (Viola Zimmermann) – Fiorillo (Javier Zapata) – Offizier (Hak-Young Lee)
Chor der Wuppertaler Bühnen; Statisterie; Sinfonieorchester Wuppertal
 
Schon Trude Herr wußte: „Niemals geht man so ganz/ Irgendwas von mir bleibt hier.“ Die Operninszenierungen des alten Wuppertaler Intendanten Johannes Weigand werden sicherlich vielen in guter Erinnerung bleiben. Eine seiner besten Regiearbeiten wird jetzt wieder in Wuppertal gespielt. Sein „Barbier von Sevilla“ kehrte vergangenen Freitag auf die Opernbühne zurück. Eine Wiederaufnahme, die viel Freude machte. Seit ihrer Premiere 2003 war Rossinis komische Oper – in der Regie von Johannes Weigand – ein echter Publikumsliebling. Verständlich, daß Weigands Nachfolger Toshiyuki Kamioka diese Inszenierung wieder auf den aktuellen Spielplan setzte. Die Zuschauer dankten es ihm mit stehenden Ovationen.
 
Den ersten Beifall heimste das von Florian Frannek geleitete Sinfonieorchester Wuppertal ein, das die zündenden Melodien der Ouvertüre ebenso präzise wie engagiert vortrug. Reichlich Szenenapplaus gab es für das neue Sängerensemble, das das Intrigenspiel rund um den Grafen Almaviva und seine geliebte Rosina lustvoll auf die Bühne brachte.
Überragend wie eh und je präsentierte sich Bariton Thomas Laske, der Figaro der Urbesetzung. Ob nun der strahlende Auftritt mit „Largo al factotum“ oder die halsbrecherischen Rezitative des zweiten Aktes – sein Bariton meisterte alle Herausforderungen. Nuancierte Mimik und knappe Gesten gaben seiner an der Commedia dell’arte geschulten Darstellung große Ausdruckskraft.
Auf ähnlich hohem Niveau agierte Sopranistin Aurora Tirotta in der Rolle der Rosina. Ihre bewegliche Stimme und ihre Spielfreude offenbarten ein Talent, von dem man sicher bald noch mehr hören und sehen wird. Als Almaviva konnte James Elliott Laske nicht das Wasser reichen. Seine Stimme klang anfangs dünn, seine Bewegungen wirkten steif. Erst im zweiten Akt spielte sich der Tenor frei. Überzeugend interpretierte Noé Colin den Buffo-Bass des Doktor Bartolo. In der großen Schattenspielszene des ersten Akts aber erreichte er nicht die Präzision des jungen Bassisten Roman Ialcic, der als Meisterintrigant Don Basilio hier eindeutig den Ton angab.
 
Daß das gut aufgelegte Ensemble an diesem Freitagabend nur vor einem halb gefüllten Saal auftrat, war schade. Zum Glück hat der neue alte „Barbier“ noch genug Gelegenheiten, das Wuppertaler Opernhaus zu füllen. Ende Oktober wird er wieder aufgeführt. Weitere Aufführungen gibt es im Februar und März 2015. Und vielleicht ist das noch lange nicht die letzte Wiederaufnahme.
 
Weitere Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de