„Quel ramo del lagi di Como...“

Manzonis italianità

von Konrad Beikircher

Alessandro Manzoni - Francesco Hayez pinx.
Manzoni - Como
 
Quel ramo del lagi di Como...“ Jeder, der in Italien die Schule besucht hat, kennt diese legendären Zeilen: so fangen die „Promessi Sposi“ an. Wenn Boccaccios Decamerone die Seele der Italiener zeigt, wie sie wirklich ist (wenn man wissen will, warum die Italiener sogar einem wie Silvio Berlusconi die Stange halten: im Decamerone steht die Erklärung, man muß es nur lesen und das ist deutschen Korrespondenten wohl zu viel Arbeit), zeigen Manzonis „Promessi Sposi“, wie sie sein soll. Alessandro Manzoni (1785-1873) hat die gefühlte italianità der tatsächlichen italianità gegenübergestellt und damit ein Bild der italienischen Seele gezeichnet, wie es kein anderes gibt. Ist Dantes Divina Comedia eines der mutigsten Werke der Menschheit, aber eben der Menschheit, so sind die Promessi Sposi dasselbe bezogen auf Italien. Das Gefühl, das dieses Meisterwerk vermittelt, ist der Boden für alle italienischen Opern von Bellini bis Puccini und darüber hinaus. Ohne Manzonis geniale – und, ehrlich, locker und leicht zu lesende – Schilderung der italienischen Seele hätte Verdi niemals seine Violetta komponieren können, seinen Jago singen lassen können, seinen Otello sterben lassen können. In Manzonis Roman ist alles drin: manchmal auf etwas altertümelnde Art, kein Wunder, er hat das Buch 1827 veröffentlicht, da gabs noch kein Internet und kein facebook, aber immer so, daß man plötzlich versteht, wie sie denn ticken, diese Italiener, diese wundervollen Chaoten, von denen immer der Spruch stimmt: Die Deutschen lieben die Italiener, respektieren sie aber nicht – die Italiener respektieren die Deutschen, lieben sie aber nicht!


In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
 

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Redaktion: Frank Becker