Wider den Lärm

Wiglaf Droste – „Schalldämpfer“

von Frank Becker

Wider den Lärm
und
wider die Tumbheit
 
Dieses gewaltfreie, doch von genüßlicher gerechter Gewalt träumende Buch, in dem niemand erschossen wird, kein Ohrenpestler, kein SUV-Besitzer, nicht einmal Florian Silbereisen, Dieter Bohlen, Xavier Naidoo oder DJ Ötzi, hätten sie es auch verdient, ist ein herrlich überdrehter Spaß für alle, die den Lärm der Welt – auch den olfaktorischen! – satt, satt und noch mal satt haben. Klar daß auch Kai Diekmann da nicht ungenannt bleiben kann.
Das Kommando Leise Welt macht sich auf den Weg, alles wegzuputzen, was uns, unsere Ohren und überhaupt alle unsere Wahrnehmungen beleidigt. Mit Schalldämpfer natürlich. Obwohl: Franz hat eine Abgesägte dabei. Die liebt er trotz des dadurch entstehenden Konfliktes mit dem Gelöbnis der Ruhe. Das ist lustig, zumal in der Auseinandersetzung mit der öffentlichen Ordnung und allerlei Dummbeuteln des Alltags. Wiglaf Droste hat diese durchaus autobiographisch beeinflußte kurzweilige Groteske Ende 2013 als Fortsetzungsroman in der Tageszeitung „junge Welt“ veröffentlicht, Klaus Bittermann vom TIAMAT Verlag macht sie nun auch Nicht-Abonnenten des Blattes zugänglich.
Es ist eine Reise mit und zu guten Freunden, ins Ich, zu schönen Bildern, feinen Versen deutscher Dichter und albernsten Wortspielen für die Kalauer-Kasse des saugefährlichen und beinahe zu allem entschlossenen Kommandos. Droste singt darin das Lob der neuen Frankfurter Schule, ein Hohelied auf Nina Hagen und gibt eine Liebeserklärung an Peter Hille ab – was Wunder, wurde er doch jüngst erst zu Recht mit dem Peter Hille-Preis, dem „Nieheimer Schuhu“ ausgezeichnet.
Es ist ein einziges fröhliches Plädoyer für das Leben und liest sich weg wie nix. Wiglaf Droste Dank dafür – und den Musenkuß.
 
Wiglaf Droste – „Schalldämpfer“
2014 Edition TIAMAT, 127 Seiten, gebunden, Kl. 8° -  ISBN 978-3-89320-187-7
14,- €
 
Weitere Informationen:  www.edition-tiamat.de  -  Lesen Sie zum Thema auch: musenblaetter.de/