Zeus und Europa

Europa - fotokollagiert von Helga von Berg-Harder und besungen

von Angelika Zöllner

Helga von Berg-Hader, Europa - Foto © Jürgen Kasten


Zeus und Europa
 
 singe mir Orpheus den sommer - granatene lieder der liebe
und stimme die lyra Apollos die samtenen saiten der gottheit
bericht‘ von den himmlischen hehren die einst den Olymp uns belebten
von  Zeus und den wirklichen schönen – der wandlung von  lieblich und leid
und wie er herabstieg mit  lidern - der göttinnen müde geworden
da senkte er sachte die sinne und anmutig wuchs ihm ein weib
im silbrigen blick der oliven – beseelt stand vor ihm Europa
 
inmitten von vielen gespielen  verlockt ihn ein gäisches* weibchen
mit irdisch geborenem leibe und sprossendem kleide aus grazie
er scherzte ihr schaumwörter zu und viele facetten der liebe
umgarnen Europa die kühne mit nebelnden silberballaden
die zaubrische stimme des meisters senkt eden-töne aus sphären
 
orangen - ihr blühen und reifen  aus sommer- und frühlingsversprechen
an einem ast nur becircen – betörendes säen in der seele
Europas - die samen und spuren gemeinsam zu gehender  zukunft
 
und als sich wandelt der Gott in die himmlische weiße des stiers
da zeigt sich Europa gerührt - sie besteigt seinen schimmernden rücken
und weit durch die zephir-gelüfte das liebende elixier
über seidige wellen glitzert  - so trägt sie das holde tier
das herzgefieder des wassers der nymphenkronenschwarm
der vogelsichere klang er macht ihr nicht lange bang
 
in Gortyn da lässt er sich nieder am mythischen Kreta-ort
da wandelt sich Zeus erneut und nimmt sie mit götterwort
Europa - und wie sie sich liebten bezeugte sternstumm die nacht
und drei der lichternen söhne geboren zu klarem tag
hießen Minos und Rhadamanthys bald folgte auch Sarpedon
sie bekundeten ihre fährte in morgensicherem mohn
 
und wie Aphrodite verheißen - so monden-  und sonnenklar
benannte das fremde land sich mit dem namen der wurde wahr
Europa hieß nun die scholle in zukunftsbleibender zeit
ein kontinent war geboren in archaischer sinnlichkeit -
 
 
Angelika Zöllner
 
*Gäa – die Erdgöttin