Illustrierter Brief-Roman über die Zeit Franz Marcs im Ersten Weltkrieg

Reinhard Osteroth - „1914 - Ein Maler zieht in den Krieg“

von Andreas Rehnolt

„1914 - Ein Maler zieht in den Krieg“
 
Illustrierter Brief-Roman über die Zeit Franz Marcs im Ersten Weltkrieg
 
 „1914 - Ein Maler zieht in den Krieg“ ist der Titel eines Buches mit Bildern von Reinhard Kleist über die Zeit des Künstlers Franz Marc als Soldat im Ersten Weltkrieg. Erschienen ist der auf Marcs Briefen an seine Frau basierende lesenswerte Band von Reinhard Osteroth im Hamburger Aladin-Verlag. Der 1880 in München geborene Marc war Leutnant. Die Geschichte, die Osteroth erzählt, ist die des Krieges mit dem Blick von Marc. Der war lange Zeit kein Kriegs-Gegner gewesen. Im Gegenteil, er hielt ihn - wie viele andere - für unvermeidlich, ja für notwendig für einen „heilsamen, wenn auch grausamen Durchgang in eine bessere Zukunft.“ Zu Weihnachten 1915 schrieb er dann aber an seine Frau: „Der Krieg hat sich längst selbst überdauert und ist sinnlos geworden, auch die Opfer, die er fordert, sind sinnlos geworden.“
 
Die Geschichte beginnt im Frieden, streift kurz sein Studium der Bildenden Künste in München, seine Reisen nach Italien und Frankreich, seine Entwicklung als Maler. Ihn faszinierte die Natur, besonders die Tiere und er hatte ein Faible für technische Apparate und Maschinen. Der Leser erfährt von seiner Freundschaft mit August Macke und der mit Wassily Kandinsky. Mit ihm gründete Marc die Künstlergruppe „Blaue Reiter“. Wie der Name zustande kam, daran erinnerte sich Kandinsky: „Beide liebten wir Blau. Marc - Pferde, ich - Reiter. So kam der Name von selbst.“ Bis Seite 50 geht es um die politische und wirtschaftliche Situation in Europa vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und auch um die künstlerische Entwicklung im allgemeinen und die von Marc im besonderen.
Dann meldet sich der Maler zum Militär. Ende August, wenige Wochen nach Kriegsbeginn, erlebt er seine erste Schlacht nordwestlich von Straßburg. Meldereiter ist er und schreibt: „Ich fühl mich so wohl dabei, wie wenn ich immer Soldat gewesen wäre.“ Nur der Leichengeruch macht ihm zu schaffen. „Schlachten, Verwundungen, Bewegungen wirken alle so mystisch, so unwirklich, als ob sie etwas anderes bedeuteten, als ihre Namen sagen; nur ist alles noch von einer grauenvollen Stummheit....“, schreibt er. In Straßburg schaut sich der Meldereiter Marc das Münster an, die Glasfenster erinnern ihn an Kandinsky. „Ich kann Dir gar nicht sagen, wie ich mich aufs Malen freue“, schreibt er ihm.
 
Im Oktober 1914 erfährt er vom Tod seines Freundes August Macke, auch der war mit Überzeugung in den Krieg gezogen. „Ich verwinde Augusts Tod nicht .... es ist wie ein Mord“, schreibt er an seine Frau. Von den Kämpfen an der deutsch-französischen Front berichtet er, von der „Gleichgültigkeit, ja Freudigkeit für Tod und Wunden“, die er bei den Soldaten bemerkt. Im März 1915 beginnt Marc im Skizzenbuch zu zeichnen. „Das erleichtert und erholt mich“, schreibt er.
Sieben Monate später ist er in Metz. Es kauft sich neue Kleidung und schreibt an seine Frau Maria: „In Kleiderfragen wird mich der Krieg wahrscheinlich sehr nach Deinem Geschmack verändert haben.“ Im März 1916 wird Marc auf einem Erkundungsritt bei Verdun von Granatsplittern tödlich verwundet. Da war er schon längere Zeit nicht mehr vom Sinn des Krieges überzeugt. Die farbigen Bilder nehmen Bezug zur Erzählung. Mal zeigen sie den Maler neben einer Kanone, mal auf dem Pferd vor Stacheldrahtverhau und Schützengraben, bei Granaten-Einschlag neben Toten oder beim Betrachten des Straßburger Münsters. Ende 1916 wurden zum Gedenken an Franz Marc zwei Ausstellungen eröffnet, in München und in Berlin. Das Buch enthält auch eine kleine Zeittafel zum Ersten Weltkrieg und biographische Notizen zu Leben und Werk von Marc.
 
 
Reinhard Osteroth - „1914 Ein Maler zieht in den Krieg“
mit Bildern von Reinhard Kleist
2014 Aladin-Verlag - 120 Seiten - fester Einband - ISBN: 978-3-8489-0078-7
19,90 €
 
Weitere Informationen:  www.aladin-verlag.de/