Hoppla, Frau Schwarzer!

Seit gestern im Ramschverkauf: Alice Schwarzers peinliche Bekenntnisse

von Ludwig Lenis

© Kiepenheuer & Witsch
Hoppla, Frau Schwarzer!
 
Als wäre es so abgesprochen, um dem Ladenhüter noch mal zu einem gewissen Verkaufserfolg zu verhelfen, bietet die Galeria Kaufhof  seit gestern, einen Tag nach der peinlichen Enthüllung über Alice Schwarzers Schweizer Schwarzkonto und der damit verbundenen 20 Jahre währenden Steuerhinterziehung, die Memoiren der Wuppertaler Frauenrechtlerin auf ihren Ramschtischen an. Da haben wir natürlich sofort zugegriffen. Ein Schnäppchen – für 4,95 € statt 22,99 € kann man jetzt nachlesen, wie Frau Schwarzer in 15 Kapiteln ihr Leben bis 1975 reflektiert. Da hat es nach bisherigen Erkenntnissen noch keine in der Steueroase gebunkerten Millionen gegeben. Es besteht also noch Hoffnung, in einer Fortsetzung, vielleicht unter dem Titel „Dumm gelaufen“ auf das Thema Steuergerechtigkeit*) einzugehen.
Zugegeben, wir kommen nicht umhin, den veritablen Skandal um eine Journalistin, die sich stets als moralische Instanz und das Gewissen der Nation aufgespielt und die mit ihrer Selbstgerechtigkeit in keiner Talkshow der Republik gefehlt hat, mit einer gewissen Schadenfreude zur Kenntnis zu nehmen. Ich bin mal gespannt, wer die Frau, die nach einer Selbstanzeige zwar für 10 Jahre nachträglich ihre Steuern abgeführt hat, aber die „verjährten“ 10 Jahre Betrug nun für ihr gutes Recht hält, noch einlädt. Frau Schwarzer, wir schämen uns für Sie, da Sie offenbar Scham-los sind.

Besonders pikant wirkt im aktuellen Kontext übrigens das wohl von der Autorin selbst ausgesuchte Zitat auf der Rückseite des Schutzumschlags. „Der Motor meines ganzen Handelns ist die Gerechtigkeit. Alles andere wäre für mich ein verpasstes Leben.“ *) Alice Schwarzer 1968