Roberto Ciulli mit NRW-Staatspreis ausgezeichnet

Ministerpräsidentin Kraft würdigt den Mülheimer Theatermann

von Andreas Rehnolt

Roberto Ciullis - Foto © Theater an der Ruhr
 
Roberto Ciulli mit NRW-Staatspreis ausgezeichnet
 
Ministerpräsidentin Kraft würdigt den Theatermann
als „ganz besonderen Botschafter für NRW
 
Düsseldorf/Mülheim-Ruhr (epd) - Der Theaterregisseur und Intendant des international angesehenen Theaters an der Ruhr in Mülheim, Roberto Ciulli, ist am Mittwochabend in Düsseldorf mit dem Staatspreis des Landes NRW ausgezeichnet worden. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sagte bei der Verleihung im ehemaligen Ständehaus, Ciulli sei „ein ganz besonderer Botschafter für NRW“. Vor rund 250 Gästen würdigte Kraft den 79jährigen zudem als „herausragenden Theatermann“. Dessen Arbeit sei notwendig, „damit Theater nicht museal wird“ sondern „als Labor von globalen Phantasien“ Erlebnisse bieten könne.
 
Das Land ehrte mit dem Preis Ciulli als einen „Brückenbauer zwischen den Kulturen“, hieß es im Vorfeld der Verleihung des Preises, der mit 25.000 Euro dotiert ist. Ciulli dankte in einer kurzen Ansprache für die Auszeichnung, die er stellvertretend „für alle die, die heute am Theater an der Ruhr arbeiten“ entgegennehme. Ohne die anderen Mitwirkenden, nicht nur die Schauspieler, Regisseure und Techniker, sei seine Theaterarbeit nicht möglich, so der Intendant weiter. Der Preis sei „nicht zuletzt eine Bestätigung für das Publikum, das uns in all den Jahren treu geblieben ist.“
Laudator Hansgünther Heyme, der amtierende Intendant des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau und mit Ciulli seit über 40 Jahren verbunden, hob in seiner Rede auch das besondere Finanzierungsmodell des Theaters hervor. „Es spielt eine große, schwer zu erwirtschaftende, notwendige Summe durch eine erfolgreiche Tournee-Arbeit ein. Eine Leistung, die es neben Vielem zu bewundern gilt,“ so Heyme. Was am Raffaelsberg in Mülheim an der Ruhr entstehe, sind laut Heyme „eigenartige Stücke.“ Man wisse nie, was kommt. Immer aber schaffe Ciulli, „wichtige Theatererlebnisse, heiter, intensiv oder tief traurig.“ 
 
Die Landesregierung ehrte Ciulli mit dem höchsten Preis, den das Land zu vergeben hat, für seinen unermüdlichen, jahrzehnte­langen Einsatz um die Verständigung zwischen den Kulturen und für seinen prägenden Einfluss auf die Theaterlandschaft in NRW und weit darüber hinaus. Ciulli ist der 51. Träger des Staatspreises NRW. Der Preis wurde 1986 zum 40. Geburtstag des Landes gestiftet. Er wird an Persönlichkeiten verliehen, die dem Land durch Werdegang und Wirken in besonderer Weise verbunden sind. „Wohl niemand sonst ist es mit den Mitteln des Theaters gelungen, den Dialog der Kulturen so intensiv und lebendig zu machen, wie Roberto Ciulli“, so die NRW-Ministerpräsidentin bei der Preisverleihung.
Der am 1. April 1934 in Mailand geborene Ciulli arbeitet bereits seit 1972 als Theatermacher in Nord­rhein-Westfalen. Er gründete nach künstlerischen Stationen in Köln und Düsseldorf 1981 gemeinsam mit dem Dramaturgen Helmut Schäfer und dem Bühnenbildner Gralf-Edzard Habben das Mülheimer Theater an der Ruhr. Unter dem Motto „Wan­del durch Annäherung“ engagierte er sich von Beginn an für einen Dialog der Kulturen. Das von ihm kreierte Theatermodell fand und findet breite Beachtung. Ciulli und sein Theaterensemble brachten nicht nur Aufführungen in deutscher Sprache auf die Bühne, sondern von 1991 bis 2001 auch Inszenierungen des angegliederten Roma-Theaters „Pralipe“.
 
Ciulli gastiert regelmäßig mit seinem Theater im Ausland und holt ausländische Theatertruppen ins Ruhrgebiet. In Chile, Polen, Russland, Ägypten, ja sogar mit Gastspielen im Iran und im Irak machte das Theater an der Ruhr von sich reden. Das Reisen und die univer­selle Sprache des Theaters werden als wichtige Möglichkeit verstanden, einen weiterreichenden Dialog der Kulturen zu führen. Ciulli schrieb über Jahrzehnte europäische Theatergeschichte, ob mit der ersten deutsch-türkischen Koproduktion 1994 oder einem Gastspiel des irakischen Nationaltheaters im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20jährigen Bestehen seines Theaters. 
 
Die Internetseite des Theaters an der Ruhr:  www.theater-an-der-ruhr.de