Ideen

eine Glosse

von Volker Anding

Volker Anding - Foto © Frank Becker
Ideen


Wenn ich am Schreibtisch sitze, fällt mir nie etwas ein. Sobald ich das Haus verlasse, kann ich wieder denken und dann kommen die Ideen. Unterwegs habe ich die besten Ideen. Bewegung heisst das Zauberwort.
In Cafés habe ich auch immer Ideen, obwohl ich mich dort kaum bewege. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich in einer bewegten Umgebung bin, die sich von meinem Arbeitszimmer zu Hause unterscheidet; denn am Schreibtisch habe ich noch niemals eine wirklich gute Idee gehabt.
Am Schreibtisch verkrampfe ich lediglich meine Nackenmuskulatur - im Café passiert mir das nie.
Hier in dieser zerstreuten Atmosphäre merke ich nicht, dass ich arbeite - alles fliesst beiläufig.
In einem vorigen Leben war ich sicherlich einmal Wiener. Das erste Mal in Wien, sofort in ein Caféhaus - es war wie heimkommen!
Beim Blick in ein offenes Feuer oder in den Fernseher kommen mir manchmal auch Ideen.
Hier ist es wieder die Bewegung, bei der die Ideen zu surfen anfangen.
Mein grosses Problem ist leider der Urlaub. Denn im Urlaub verlässt man bekanntlich die häusliche Umgebung, um dem Alltag und der Routine zu entfliehen.
In der Zeit des Urlaubs sitze ich auch nie an Schreibtischen.
Die Folge ist fatal - nie fällt mir soviel ein, wie im Urlaub. Dadurch wird der Urlaub
zu meiner arbeitsintensivsten Zeit.
Aber wie kann ich so jemals Urlaub machen?
Wie kann ich einfach mal nichts tun, ausspannen und die Seele baumeln lassen?
Heute habe ich die Lösung gefunden - ich werde mich im August, zur Haupt-Ferienzeit
drei Wochen lang an meinen Schreibtisch setzen.

© Volker Anding - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2007