Brillantes innovatives Konzept

Bossarenova Trio – „Samba Prelúdio“

von Frank Becker

Brillantes Konzept
– großer Wurf
 
Bossarenova hat sich nach dem verheißungsvollen Start mit der SWR Bigband und dem Album bossarenova vor vier Jahren mittlerweile als Trio mit Ralf Schmid am Klavier, Joo Kraus an Trompete und Elektronik und der charismatischen Sängerin Paula Morelenbaum eindrucksvoll manifestiert. Das brandneue Album „Samba Prelúdio“ (seit dem Wochenende zu haben) legt neue Wege der Interpretation bekannter und neuer Bossa Nova-Titel und -Bearbeitungen vor. Simpel könnte man sagen: anders als die anderen – tatsächlich aber setzen die drei Musiker gemeinsam ein wirklich innovatives, brillantes Konzept um, das auf der einen Seite die rhythmische, swingend-sonnige Qualität des klassischen Bossa Nova hat, zum anderen pikante, raffinierte neue Akzente setzt. In perfekter Harmonie, durch und durch angenehm fesselnd agieren hier drei Virtuosen miteinander: Paula Morelenbaums unprätentiöses unter die Haut gehendes Timbre, Ralf Schmids fein zurückgenommenes Klavierspiel und die butterweiche Behandlung der Trompete, die Joo Kraus zeigt, verschmelzen mit elektronischen Effekten zu einem hinreißenden Gesamt-Klangkonzept.
A.C. Jobim, Vinicius de Moraes und Frédéric Chopin gehen in „How Insensitive / Prelude op 28 No. 4“ eine ganz wunderbare Verbindung ein,  Joo Kraus zeigt in „O morro nao tem vez“ daß man Bossa auch rappen kann, Franz Schuberts „Ständchen“ bekommt den Schmelz des Südens und Robert Schumanns sensibel romantisches „Im wunderschönen Monat Mai“ verzaubert zum Ausklang berührend mit weichen wie auch gläsernen Klängen. Auch dazwischen wird Bossarenova seinem Namen gerecht, indem es Standards wie „Samba em prelúdio“ von Baden Powell/Vinicius de Moraes, Marcos Valles „Samba de verao“ und „Trenzinho do caipira“ von Heitor Villa Lobos pfiffige Pointen verpaßt und neue Gewänder anmißt. Mit Schmunzeln kann man konstatieren, daß Paula Morelenbaum bei „Um a Zero“ und „Trenzinho do caipira“ so ganz nebenbei der großen Caterina Valente sanglich Reverenz erweist, womit sie ihre enorme Bandbreite unterstreicht. Ihre Stimme schmeichelt, scherzt, swingt, plaudert, träumt, nimmt mit. Auch ein eigenes gelungenes Stück haben die drei nahtlos eingefügt: „Primavera verao“.
Die perfekte Abmischung des (Trio-)Albums erlaubt die Illusion eines großen Ensembles, behält aber durchweg seinen kammermusikalischen Charakter. Mit „Samba Prelúdio“ ist dem Bossarenova Trio ein großer Wurf gelungen. Von uns dafür den Musenkuß!
 
Bossarenova Trio – „Samba Prelúdio“
Paula Morelenbaum (voc) -  Joo Kraus (tp, electr., word) - Ralf Schmid (p, electr.)
2013 Skip Records, CD
 
Titel: 1. Melodia sentimental - 2. How Insensitive/Prelude op 28 No. 4 - 3. Samba em prelúdio - 4. Samba da minha terra - 5. O morro nao tem vez - 6. Serenata (Ständchen) - 7. Samba de verao (So nice) - 8. Um a Zero - 9. Trenzinho do caipira - 10. Orfeo/A Felicidade - 11. Primavera verao - 12. Clara - À Flor da Idade (Im wunderschönen Monat Mai)
Gesamtzeit:  48:13