Credo-Ausstellung in Paderborn

Bundespräsident Gauck hat die Ausstellung in Paderborn eröffnet

von Andreas Rehnolt

Götterfigur aus Gatschow,
Lkr. Mecklenburg. Seenplatte.
Landesamt für Kultur und
Denkmalpflege Schwerin
Credo-Ausstellung in Paderborn
 
Bundespräsident Gauck hat die
Ausstellung in Paderborn eröffnet
 
Die Schau in drei Museen der Stadt behandelt
die Christianisierung Europas im Mittelalter
 
Paderborn - Bundespräsident Joachim Gauck hat gestern die Ausstellung "Credo - Christianisierung Europas im Mittelalter" im Rahmen eines Festaktes im Hohen Dom zu Paderborn eröffnet. Zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik, Kultur und Wirtschaft, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch, der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker und Bundestagspräsident Norbert Lammert kamen zur feierlichen Eröffnung. Bis zum 3. November ist die große kunst- und kulturhistorische Ausstellung in drei Paderborner Museen zu sehen: Im Erzbischöflichen Diözesanmuseum, im Museum in der Kaiserpfalz und in der Städtischen Galerie Am Abdinghof.
 
Anhand von rund 800 teils noch nie gezeigten, hochkarätigen Exponaten werden wichtige Etappen des etwa 1000 Jahre umfassenden Prozesses der Verbreitung des Christentums thematisiert. Die Ausstellung schließt mit der Frage nach dem Stellenwert der christlichen Wurzeln in Europa heute. Gauck, Schirmherr der CREDO-Ausstellung, hob die Bedeutung des christlichen Mittelalters für unsere heutige Zeit hervor: "Wenn wir uns nämlich mit dem europäischen, dem christlichen Mittelalter beschäftigen, erfahren wir sehr viel über uns selber, über unsere Herkunft, unsere Wurzeln, über

Scheibenfibel aus Soest, 7. Jh. LWL-
Museum für Archaeologie Muenster
Prägungen und Formungen, die bis heute wirkmächtig sind," so der Bundespräsident.
Außerdem erklärte Gauck bei der Eröffnung der Ausstellung: "Uns verbindet in Europa sehr viel mehr als etwa nur eine gemeinsame Währung. Uns verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Uns verbinden lange geistige Auseinandersetzungen um das Wesen des Menschen, um das richtige Zusammenleben, um die Bedeutung von Religion." Für Erzbischof Becker kommt die Credo-Ausstellung im rechten Moment: "Gerade heute, in Zeiten der Veränderungen und des Umbruchs, erscheint es wesentlich, sich der christlichen Wurzeln, auf denen wir stehen, neu zu vergewissern. Wir haben die Verpflichtung, das große christliche Erbe und dessen prägende Kraft wieder stärker ins Bewusstsein zu heben und für die Gegenwart fruchtbar zu machen."
 
1700 Jahre nachdem die römischen Kaiser Konstantin und Licinius das Christentum mit der sogenannten "Mailänder Vereinbarung" erstmals als Religion tolerierten, widmet sich die Schau den Anfängen und der Verbreitung des Christentums in Europa. Sie dokumentiert auch, wie das Christentum sich in den verschiedenen Ländern, insbesondere in Nord- und Osteuropa, ausbreitete. Auf den Spuren von Missionaren und Kaufleuten sowie mächtiger Herrscher werden wichtige Etappen dieses etwa 1000 Jahre umfassenden Prozesses thematisiert.
Von der Verbreitung des Christentums im Römischen Reich über die Christianisierung Galliens, Irlands und der Angelsachsen bis hin zur Bekehrung Skandinaviens, Polens und der Mission im Baltikum. Dabei wird die Christianisierung den Besuchern keineswegs als eindimensionaler Vorgang vor Augen geführt, sondern als dynamischer Prozeß präsentiert, der sich in den einzelnen Regionen Europas auf ganz unterschiedliche Weise vollzog – begleitet von Erfolgen, aber auch herben Rückschlägen für die Menschen, die den Glauben verbreiteten und empfingen.
Der friedlichen Glaubensverbreitung zahlreicher Missionare stehen kriegerische Expansions- und Missionsinitiativen von Herrschern wie Karl dem Großen gegenüber. Zudem wirft die Ausstellung einen Blick auf die Neuzeit und fragt, welche Rolle die Geschichte der Christianisierung etwa zur Zeit der sich bildenden Nationalstaaten spielte. 230 Museen, Bibliotheken und Sammlungen aus ganz Europa – von Island über Italien bis in die Ukraine – und den USA haben den Paderborner Museen ihre kostbaren Leihgaben zur Verfügung gestellt.


Alfred Rethel Predigt des Bonifatius - Suermondt-Ludwig-Museum Aachen - Foto: Anne Gold, Aachen

Einer der größten Schätze des frühen Christentums, ein Brief des Apostels Paulus an die Römer, aus der Chester Beatty Library in Dublin ist ebenso zu sehen, wie das nur selten verliehene "Petersburger Evangeliar" aus der Russischen Nationalbibliothek. Ausgestellt sind zudem das berühmte "Karlsepos", ein zeitgenössischer Bericht über das wichtige Treffen zwischen Karl dem Großen und Papst Leo III. im Jahr 799 in Paderborn (Zentralbibliothek Zürich) sowie Schatzkunst aus dem Kunsthistorischen Museum Wien und dem Kirchenschatz von San Marco in Venedig.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker