Davon geht die Welt nicht unter

Das „Wiener Operettentheater“ stapelte hoch

von Frank Becker

Ganz nett
 
Das „Wiener Operettentheater“
stapelte ein wenig hoch
 
 
Es ist schon mutig und durchaus frech, drei junge Künstler aus dem Rheinland - zwei Sängerinnen und einen Pianisten - mit minimalster Bühnenausstattung und einer klitzekleinen Show einem Publikum großspurig als „Wiener Operettentheater“ anzubieten. Zugegeben, der fesche Thomas Aydintan von der Songgroup „basta“ am Klavier erwies sich als gute Wahl, seine Medleys, Zwischenspiele und Begleitung der Revue, die jüngst rund 300 Gäste ins Teo Otto Theater gelockt hatte, waren tadellos. Was man allerdings von den sanglichen Leistungen der beiden Damen Alexandra Bentz (Mezzosopran) und Dorothee Streich (Sopran) nicht uneingeschränkt behaupten konnte.

„Ein Lied geht um die Welt“, durch den großen kleinen Tenor Joseph Schmidt unsterblich geworden, verlangt mehr als das Vibrato einer mittelmäßigen Soubrette, immerhin schmetterte Alexandra Bentz es recht laut in den Saal. Gefälliger, attraktiver zeigte sich danach ihr Mezzo in Bizets „Habanera“, wenn auch ein wenig wackelig. Fürs leichte Fach einen Hauch besser gestimmt stellte sich Dorothee Streich mit „Ich brauche keine Millionen“ und dem Lys Assia-Hit „O mein Papa“ vor. Später konnte sie auch mit zwei Filmschlagern bescheiden punkten: „Somewhere over the rainbow“ und „Moon River“. Das war irgendwie rührend. Aber nicht mehr.
Als Duo zur Klavierbegleitung und mit der Revue-Nummer „My little Boy“ versprühten die beiden Damen unfreiwillig komisch und halbherzig choreographiert den Charme der Semesterabschlußfeier einer Musikhochschule. Das galt im Grunde für das ganze Programm, und mehr war auch bei ihrem seichten Tralala des eigentlich explosiven Revolutions-Fanals „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ nicht drin.

Das alte Problem, geschulte Stimmen im falschen Fach einzusetzen rächte sich – für Jazz und Chanson braucht es eine völlig andere Basis. Die war hier nur für Oper und Operette vorhanden, wobei sich die Sängerin auch hier noch zwischen Belcanto und Operette entscheiden muß. Einen Mittelweg gibt es nicht, Lautstärke ersetzt nicht Qualität. Das muß zwangsläufig schief gehen. Und „All that Jazz“ geht damit schon überhaupt nicht. Das rührselige Trio „Heimat, deine Sterne“ am Schluß, weit ab vom ergreifenden Schmelz eines Wilhelm Strienz, rundete den Gesamteindruck: ganz nett, aber nicht wirklich gut. Aber: „Davon geht die Welt nicht unter“.