O einmal noch!

Ein Foto von Klaus Schwartze - zu einem Gedicht

von Clara Müller-Jahnke


Foto © Klaus Schwartze


O einmal noch!
 
O einmal noch den Goldpokal
an meine Lippen setzen,
in hast'gem Zug zum letztenmal
mit sprüh'ndem Schaum sie netzen!
O einmal nur in jäher Lust
auflodern und - verderben, -
dann mag verwehn der Rosenblust,
dann schmettert hin, ihr Scherben!! -

Gewandert bin ich ohne Stern,
fand nirgends Ruh und Segen,
das holde Glück zog meilenfern
vorüber meinen Wegen;
Zuweilen klang in stiller Nacht
sein Ruf mir leis und linde,
er klang so süß, er lockt mit Macht
und ist verweht im Winde - - -

Du lichte Welt, du grüner Hag,
geschmückt mit Blumenkränzen,
du sonnengoldner Sommertag,
nicht mir gilt euer Glänzen!
Verrauscht, verrauscht ist Spiel und Tanz,
es welkt das Grün der Linde:
Auf meinem Grab der Totenkranz,
bald flattert er im Winde!

O einmal noch den Goldpokal
an meine Lippen setzen,
in hast'gem Zug zum letztenmal
mit sprüh'ndem Schaum sie netzen!
O einmal nur in jäher Lust
auflodern und verderben, - - -
dann mag verwehn der Rosenblust,
dann schmettert hin, ihr Scherben!
 
 
Clara Müller-Jahnke