Country and Eastern

Klangkosmos Japan mit Etsuro Ono & Shunsuke Kimura

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Country and Eastern
 
Etsuro Ono & Shunsuke Kimura zeigen,
wo Seiichi den Sake holt
 
 
Dieses Konzert der auch 2013 wieder international hochkarätig besetzten Klangkosmos-Reihe zählt, wenn im Remscheider Teo Otto Theater auch nicht üppig besucht, dennoch gewiß zu den Höhepunkten der musikalischen Saison. Etsuro Ono (Tsugaru-Shamisen) und Shunsuke Kimura (Tsugaru-Shamisen und Shinubue) lieferten einen temporeichen Ritt durch die traditionelle Musik Nordwest-Japans, ergänzt durch komplexe eigene Kompositionen, Interpretationen, musikalisches Augenzwinkern und hörbare westliche Einflüsse. In schlichte traditionelle Gewänder gehüllt, öffnen Ono und Kimura das Musikverständnis ihrer Heimat weit: aus den Stücken der wandernden Musiker des 19. Jahrhunderts machen sie mit ungeheurer Fingerfertigkeit ein melodiös tosendes, pointiertes Crossover von japanischer Tradition und „Retro-Rock“.
 
Wer die von Etsuro Ono und seinem Partner Shunsuke Kimura traumhaft beherrschte, nur dreisaitige Laute Tsugaru-Shamisen nicht kennt, wird ihr vielleicht wenig Klangfülle zutrauen, wohingegen die Poesie japanischer Flöten durch die Shakuhachi und die Ryuteki hinlänglich bekannt ist. Die Bambusflöte Shinobue, die von Shunsuke Kimura in drei verschiedenen Größen eingesetzt wurde, fügt dem Klangspektrum eine neue, überraschend kräftige Variante hinzu. Nach rasantem Fingerwirbel auf der Flöte als Einstieg griffen beide Virtuosen zur Shinobue. Mit übergroßen Plektren angerissen oder gezupft klingt die Laute, deren verhältnismäßig kleiner Resonanzkörper eine dem Banjo nicht unähnliche enorme Lautstärke entwickelt, mal melodiös, mal rhythmisch, wird sogar perkussiv eingesetzt. Das klingt dann nicht unbedingt nach Kirschblüten-Romantik.


v.l.: Etsuro Ono, Shunsuke Kimura - Foto © Frank Becker
 
Nicht nur „Enchanted Night Journey“ läßt in diesem Programm östliche und westliche musikalische Welten aufeinandertreffen und verschmelzen. Mal in vollendeter Harmonie, dabei häufig geradezu in verblüffender Präzision synchron spielen Ono und Kimura die nicht in Notenschrift überlieferten traditionellen ländlichen Lieder nach, die sie sich eingeprägt haben, nachdem sich diese haben vorspielen lassen. Charakteristisch scheint der häufige Rhythmus-Wechsel zu sein, der die Farbigkeit der japanschen Folklore unterstreicht.
In einer von Onos Eigenkompositionen zeigen sich deutliche Spuren amerikanischer Bluegrass-Music, man hört mit unerhörtem Tempo bei atemberaubender Grifftechnik deutlich Elemente von Arthur Smiths „Dueling Banjos“ und den Einfluß von Earl Scruggs „Foggy Mountain Breakdown“ heraus.
Und weil sie kenntnisreiche Virtuosen sind, konterkarieren sie nach der poetischen Schlußnummer „Koji“ - hier kann dann auch die Bilderbuch-Romantik eines japanischen Frühlings Raum greifen - in ihrer ausgiebigen Zugabe humorvoll und variantenreich Beethovens Vertonung der „Ode an die Freude“.
 
 

Shunsuke Kimura - Foto © Frank Becker



Weitere Informationen:www.klangkosmos-nrw.de/