Engel, Landschaften und Trash-Kunst

Das erste Halbjahr 2013 in den Museen von Nordrhein-Westfalen

von Andreas Rehnolt
Engel, Landschaften und Trash-Kunst
 
In den NRW-Museen finden im ersten Halbjahr 2013
zahlreiche interessante Ausstellungen statt -
kaum Einzelausstellungen großer Künstler
 
Düsseldorf/Köln/Essen - Beim Durchblättern der Museumspläne für das erste Halbjahr 2013 fällt auf, daß in Nordrhein-Westfalen im Gegensatz zu 2012, wo es vielbeachtete Ausstellungen etwa über El Greco, Rubens und Chagall gab, diesmal kaum große Namen eine Rolle spielen. Für viele Kommunen mag gelten, was der Direktor des Museum Kunstpalast in Düsseldorf, Beat Wismer, kürzlich bei der Vorstellung seiner Ausstellungspläne für das kommende Jahr sagte: „2013 ist kein Geld da für glamouröse Ausstellungen.“ Stattdessen besinnen sich viele Häuser für ihre Ausstellungsprojekte auf die eigenen Bestände und Sammlungen. 
 
Natürlich gibt es im Picasso-Museum in Münster eine Ausstellung mit dem Titel „Die Picassos aus Arles“, die erstmalig außerhalb des dortigen Musée Réattu 57 Zeichnungen des spanischen Künstlers zum Thema Stierkampf zeigen. In diesen Werken beweist der späte Picasso Freude an Verkleidung, Clownerie und Maskerade, betonten die Aussteller im Vorfeld. Ansonsten gehören Engel von Paul Klee, Landschaften sowie Trash-Kunst von HA Schult in den ersten sechs Monaten des neuen Jahres wohl zu den interessantesten Präsentationen an Rhein und Ruhr.
 
Freunde der Kunst haben von Januar bis Juni 2013 an Rhein und Ruhr unter anderem die Möglichkeit, gleich in zwei Museen mit dem Thema Landschaft in Kontakt zu kommen. Das Wallraf-Richartz Museum in Köln zeigt ab dem 25. Januar die Schau „Die Erfindung der Landschaft um 1500“ und begibt sich dafür auf die Spur eines Zeitgenossen von Hieronymus Bosch, dessen Name jedoch nicht bekannt ist. Ab dem 17. Februar widmet sich dann auch das Clemens-Sels-Museum in Neuss dem Landschaftsthema. Der Titel der Neusser Schau lautet „Horizonte - Landschaft im Spiegel der Jahrhunderte“. Die Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken lassen in ihrer Vielfalt die charakteristischen Formen und Farben erkennen, zu denen die Künstler inspiriert wurden.
 
Die Auswahl reicht in der Neusser Schau von den Niederländern des 17. Jahrhunderts über die Symbolisten bis zu den Expressionisten und den Modernen Primitiven. Neben Werken des Gründers der Düsseldorfer Malerschule, Johann Wilhelm Schirmer sind auch vom japanischen Farbholzschnitt inspirierte Gemälde von Maurice Denis und Emil Orlik zu sehen. Von den Expressionisten zeigt die bis zum 12. Mai laufende Ausstellung unter anderem Werke von Campendonk, Rohlfs und Nauens. Damit nicht nur die Augen, sondern auch die Nasen der Besucher angesprochen werden, wird ein Parfumeur passend zur Schau exklusiv das vom Frühling inspirierte Parfum „Horizonte“ komponieren, verspricht Museumsleiterin Uta Husmeier-Schirlitz.
 
Das Museum Folkwang in Essen präsentiert ab dem 2. Februar „Die Engel von Paul Klee.“ Sie gehörten zu den beliebtesten Werken des Künstlers, die auch „als poetische Lebenshelfer“ große Popularität haben. Als geflügelte Mischwesen zwischen irdischer und überirdischer Existenz kommen sie dem Bedürfnis nach Spiritualität entgegen, reflektieren aber zugleich auch „die moderne Skepsis gegenüber Religion und Glaubensfragen“, heißt es in der Ankündigung des Museums. Die Schau zeigt Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde von Engeln, die Klee vor allem in seinen letzten Lebensjahren schuf. Sie seien damit auch Ausdruck der damaligen Lebenssituation des Künstlers, die von schwerer Krankheit und Anfeindungen des Nationalsozialismus geprägt war, erklären die Aussteller, die diese außergewöhnliche Gruppe aus dem Werk von Klee erstmals in den Fokus einer eigenen Schau stellen.
 
Das Diözesanmuseum in Paderborn, widmet sich ab dem 22. Februar der Trash-Kunst des Aktionskünstlers HA Schult. Der Titel der bis zum 12. Mai vorgesehenen Schau lautet „Die zeit und der Müll“ und versteht sich auch als Konsumkritik. Die Ausstellung ist als große Retrospektive angelegt und vereint zentrale Arbeiten aus unterschiedlichen Werkkomplexen der vergangenen 45 Jahre. Neben bio-kinetischen Landschaften oder einer Auswahl seiner weit gereisten und aus Müll geschaffenen „Trash People“ sind auch seine „Picture-Boxes“ zu sehen. Die Aussteller betonten im Vorfeld, in den Arbeiten von HA Schult würden in der künstlerischen Überhöhung des Geringen und Verachteten zentrale Motive manifest, „die etwa in der Botschaft des Heiligen Franziskus aus Assisi ihre unmittelbare Parallele haben.“
 
Das Ruhr-Museum in Essen schließlich widmet sich fünf Jahre vor dem endgültigen Aus für die subventionierte Steinkohleförderung in Deutschland dem Thema „Kohle.Global“. Die am 15. April startende Schau auf dem Gelände der Zeche Zollverein widme sich „einem die Welt bestimmenden Thema“, heißt es in der Ankündigung. „Nie zuvor wurde so viel Kohle abgebaut, befördert und verbraucht, wie heute“, so die Aussteller. Nahezu jedes dritte Land der Erde sei Kohleproduzent, fast alle Staaten seien Kohleverbraucher. „Kohle.Global ist eine Reise in die Reviere der anderen“, so das Ruhr-Museum über seine neue Wechselausstellung.

Redaktion: Frank Becker