Der Schatz der österreichischen Sprache auf der Kippe?

Robert Sedlaczek - "Kleines Handbuch der bedrohten Wörter Österreichs / Astrid Wintersberger - "Der kleine Wappler"

von Robert Sernatini

 

         

 

Melita Sedlaczek, Robert Sedlaczek
Kleines Handbuch der bedrohten Wörter Österreichs
© 2007/2009 Ueberreuter Verlag, 114 Seiten, gebunden, 12,5 x 18 cm
ISBN: 978-3-8000-7320-7
9,95 €
Weitere Informationen:  http://www.ueberreuter.at
 
Astrid Wintersberger
Der kleine Wappler - So flucht und schimpft Österreich
© 2012 Residenz Verlag, 80 Seiten, 7 x 9,9 cm, Kartoniert (TB)  -  ISBN-10: 3701715998  -
ISBN-13: 9783701715992
3,50 €
Weitere Informationen:  www.residenzverlag.at


Bella gerant alii, tu felix Austria impias voces iacte.
 
Der Schatz der österreichischen Sprache auf der Kippe?
 
Sprache lebt, so auch österreichische und die ihr sehr verwandte deutsche – wie eben Sprache überhaupt. Das weiß die Sprach- und Literaturwissenschaft und hat daher für ihre Studenten Seminare zum Sprachwandel, z.B. unter dem Titel „Sprachskepsis – Wieso die vorhandene Sprache nicht mehr ausreicht“ eingerichtet. Täglich prasseln Wort-Neuschöpfungen, aber auch zahllose Verballhornungen auf uns ein. Gleichzeitig geraten andere Wörter in Vergessenheit, siechen dahin, sterben aus. Das geschieht ganz besonders im fließenden Prozeß der Europäischen Union, die ja alles vereinheitlichen und der Geschäftswelt, die Werbung und Ware am liebsten komplett anglisieren möchte. Willfährig folgen dem Normierungswahn auch die Benutzer gewachsener Idiome des deutschen Sprachstamms wie im hier zu beleuchtenden: dem Österreichischen. Was exemplarisch und im Sauseschritt dem DDR-Deutsch nach der Wiedervereinigung passiert ist – denken wir nur an Broiler, Plaste und Datsche, Grilletta, Krusta und Lederol, Lipsi, Brigade, Subbotnik und Soljanka – droht nun auch südlichen Nachbarn, der Alpenrepublik Österreich.
 
Worte sind dabei zu verschwinden, bzw. werden durch andere verdrängt. Im Falle Österreichs ist z.B. eine ganze Küchen-Kultur dabei, zugunsten der analogen deutschen Begriffe zugrunde zu gehen. Bald könnte es geschehen, daß auf österreichischen Speisekarten ein Tomaten- oder Kartoffelsalat anstelle von Paradeiser und Erdäpfel angeboten wird, daß Rührei die Eierspeise ersetzt oder der Obers zur Sahne wird. Möchte ein Badener oder Wiener auf dem Gemüsemarkt einen Blumenkohl anstelle des Karfiol kaufen oder am Hendl-Stand eine Hühnerkeule? Ich glaube, er möchte lieber wie gewohnt ein Hendlhaxl haben. Den Karfiol haben die Sedlaczeks übrigens ebenso nicht in ihre Liste der bedrohten Wörter aufgenommen, wie die Marille. Aber man kann ja nicht alles in einem „Kleinen Handbuch“ zusammenbringen. Die Knebelung des Österreichischen durch die piefkeschen Mirabellen setzt sich nahtlos im Alltag fort, wo die Gendarmerie bereits Polizei heißt, der Inspektor zum Kommissar geworden ist („Inspektor gibt’s kan´“ – Zitat Kottan) und der Akt, den er bearbeitet, zur Akte zu mutieren droht und – da sei Gott vor! – der Jänner dem Januar zum Fraß vorgeworfen wird.
 
Robert Sedlaczek hat mit Hilfe seiner Frau Melita einige Begriffe/Wörter plakativ  zusammengestellt, die jenem  Prozeß ausgesetzt sind. „Dieses kleine Handbuch soll ein Wegweiser durch die sprachlichen Veränderungen unserer Zeit sein.“, schreibt der Verlag dazu und weiter: „Es ist aber nicht nur ein Lexikon, sondern auch ein Appell, jene Wörter unter einen kulturellen Artenschutz zu stellen, die durch Ausdrücke aus Deutschland oder aus dem englischen Sprachraum gefährdet sind.“
Da bin ich, ausgewiesener Piefke, aber erklärter Freund und Genießer der Sprache Österreichs und ihrer Meodie, ganz bei Autoren und Herausgebern.

Melita Sedlaczek, Robert Sedlaczek
Kleines Handbuch der bedrohten Wörter Österreichs
© 2007/2009 Ueberreuter Verlag, 114 Seiten, gebunden, 12,5 x 18 cm
ISBN: 978-3-8000-7320-7
9,95 €
Weitere Informationen:  http://www.ueberreuter.at

 
Schimpfen mit Schmäh
 
Es ist, wie der bekannte St. Wolfganger Hotelier Helmut Peter gerne betont, die gemeinsame Sprache, die Deutsche und Österreicher trennt. Das betrifft ganz besonders den Teil der Sprache, wo es etwas deftiger wird, nämlich beim verbalen Schlagabtausch, dem Schimpfen und Fluchen.
Die in Linz geborene Autorin Astrid Wintersberger hat sich der gewiß unterhaltsamen Mühe unterzogen, ein handliches Kompendium von Beschimpfungen und Flüchen für die Westentasche zusammenzustellen – für jeden, dem es unterwegs für einen plötzlichen Ärger an einem deftigen Fluch mangeln sollte. Von „gseichter Aff“ bis „Zwirnscheißer“ findet sich alles, um sein Gegenüber ordentlich niederzumachen. Macht aber auch einfach so als Lektüre Spaß.
 
Astrid Wintersberger
Der kleine Wappler - So flucht und schimpft Österreich
© 2012 Residenz Verlag, 80 Seiten, 7 x 9,9 cm, Kartoniert (TB)  -  ISBN-10: 3701715998  -
ISBN-13: 9783701715992
3,50 €
 
Weitere Informationen:  www.residenzverlag.at

Redaktion: Frank Becker