Aktuelles aus der Kultur

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt




Lyriker Christoph Wenzel erhält Literaturpreis der Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit
 
Herne/Münster - Der Lyriker Christoph Wenzel erhält den diesjährigen Literaturpreis der Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit (GWK). Wie eine Sprecherin der Gesellschaft in Münster mitteilte, erhält der 1979 in Hamm geborene Wenzel die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine unveröffentlichten Gedichte aus dem Band "matte wetter". Die Jury nannte den Lyriker eine "poetischen Archäologen" der westfälischen Landschaft. Der Preis soll am 17. November in Herne verliehen werden, hieß es weiter. Der Lyriker hatte in diesem Jahr bereits den Alfred-Gruber-Preis erhalten.
 
 
Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller nun Ehrendoktor der Universität Paderborn
 
Paderborn - Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller ist am vergangenen Montag in Paderborn mit der Ehrendoktorwürde der Universität ausgezeichnet worden. Aus Anlaß des 40-jährigen Jubiläums verlieh die Universität die Ehrendoktorwürde in Anerkennung und Wertschätzung der langjährigen Verbundenheit mit der Hochschule, hieß es bei dem Festakt im Beisein von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Kulturwissenschaften erhielt die Autorin für ihre literarische Leistung und ihr politisches Engagement. Schon im Wintersemester 1989/90 war Müller als Dozentin an der Universität Paderborn tätig, zuletzt war sie 2010 für eine Lesung hier zu Gast.
 
 
Der mit 55.000 Euro dotierte Kunstpreis der Stadt Düsseldorf wird 2012 nicht vergeben
 
Düsseldorf - Der mit 55.000 Euro dotierte Kunstpreis der Stadt Düsseldorf wird im laufenden Jahr nicht vergeben. Darauf verständigten sich nach Angaben der Tageszeitung "Rheinische Post" (Dienstagsausgabe) der Haupt- und Finanzausschuß. Der Kunstpreis war 2006 erstmals vergeben worden und seit 2008 im zweijährigen Turnus verliehen worden. Preisträger waren bislang die Künstler Bruce Nauman, Marlene Dumas, Rosemarie Trockel und Thomas Schütte. Voraussetzung für den Preis war, daß das Werk der bildenden Künstler richtungweisend für die Entwicklung der Gegenwartskunst ist.
Der Ausschuß beschloß nach Angaben der Zeitung, daß die Auszeichnung erst 2014 wieder vergeben werden soll. Dann nämlich findet das große Kunstfestival "Quadriennale" statt und die Stadt hofft dann auf ine entsprechende Medienwirksamkeit der Preisvergabe. Möglicherweise sei aber auch die derzeitige Haushaltslage der NRW-Landeshauptstadt nicht so rosig, wie in den vergangenen Jahren, hieß es weiter. Der Preis zählt zu den höchstdotierten Auszeichnungen für zeitgenössische Kunst in Deutschland.
 
 
Denkmalschutz-Gelder für Restaurierung der Kapelle von Schloß Türnich in Kerpen
 
Kerpen/Bonn - Mit insgesamt 75.000 Euro unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung der Kapelle von Schloß Türnich in Kerpen. Wie die Stiftung am vergangenen Dienstag in Bonn mitteilte, können nun nach umfangreichen Voruntersuchungen die Restaurierungsarbeiten an den Kalotte und dem Boden der Kapelle beginnen. Damit könne ein erster, wichtiger Schritt zur Rettung des Bodenmosaiks und der marmornen Wandauflagen erfolgen, hieß es weiter. Schloß Türnich ist eine hufeisenförmige Anlage, umgeben von einem doppelten Grabensystem inmitten eines Parks. Das Schloß, das vom Stil der maison de plaisance beeinflußt ist, entstand vermutlich 1757-1766 nach Entwürfen des französischen Baumeisters Michael Leveilly.
Um 1890 wurde an der Nord-Ostecke des Hauses eine vorgelagerte, einschiffige Kapelle nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Heinrich Krings aus Köln angebaut. Die der heiligen Elisabeth von Thüringen geweihte Kapelle zeigt einen kostbar mit Marmor, Mosaiken und Malereien verkleideten Innenraum, den kreuzgratige Gewölbefelder überspannen. Der Altar besteht aus weißem Carrara-Marmor mit Porphyr- und Onyxsäulen, Alabaster-Engeln und Bleikristallkugeln. Der Kölner Goldschmied Hermeling, der auch das Kölner Ratssilber schuf, schmückte das Kreuz nach byzantinischen Mustern mit Perlen, Edelsteinen und Emaillen. Die Kapelle zählt insbesondere wegen der Malereien des Spätnazareners Franz Guillery zu den wichtigsten Bauten aus der Spätphase des Rheinischen Historismus.
 
 
 
Neues Heine-Denkmal an Düsseldorfer Universität enthüllt 
 
Der Bildhauer Bert Gerresheim schuf die vier Tonnen schwere Skulptur als begehbares Bronze-Objekt
 
Düsseldorf - Die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf hat seit vergangenem Dienstag ein zweites Denkmal ihres weltberühmten Namenspatrons. Die von dem Bildhauer Bert Gerresheim stammende Skulptur wurde auf dem Campus der Hochschule enthüllt. Bei dem Denkmal handelt es sich um ein rund vier Meter großes, begehbares Bronze-Objekt, das Heine als Kämpfer würdigt. Es stellt den Dichter und sein Werk in all seinen Facetten dar. Das Denkmal vor dem Roy-Lichtenstein-Saal ist rund drei Tonnen schwer und zeigt ein stehendes, aufgeklapptes Buch.
Auf dem Umschlag vorne ist das Antlitz des jungen Heine aus der Zeit, in der er an seinem "Buch der Lieder" schrieb wiedergegeben. Auf der Rückseite wird die Jugend gekontert durch das Gesicht des alten Mannes. In der Mitte liegt eine Buchseite, aus der die Silhouette Heines geschnitten wurde. Durch sie schaut man auf ein Blatt mit einem langen Zitat, die ersten Verse lauten: "Das Leben ist weder Zweck noch Mittel / Das Leben ist ein Recht".
Das Buch neigt sich zur Seite, es steht auf einer Schere.. Ein Hinweis darauf, daß Heine unter der Zensur litt. Neben dem Buch liegt eine Schelle. Dabei handelt es sich nach den Worten des 77 Jahre alten Bildhauers Gerresheim um die Narrenschelle. Die erinnert daran, daß sich der Dichter selbst häufig als "Narr des Glücks" bezeichnete. Der Standort kam nicht zufällig zustande. Vielmehr wurde er danach ausgewählt, daß mittags die Sonne auf die Silhouette des Gesichts fällt und sich so der Abdruck eines Lichtbilds auf der Zitatseite ergibt.
 
Gerresheim hat sich seit Jahrzehnten mit Heine beschäftigt. Er schuf Heines Totenmaske, die Ehrengabe der Heine-Gesellschaft, eine Vexier-Landschaft, einen offenen Baldachin, von Eisenstangen umgrenzt. Das Gesicht des Dichters ist in Bronze gegossen und zerschnitten. Dazu zeigt das Denkmal verstreute biographische Details. Es gibt die Trommel des Hauptmanns Le Grand, der dem kleinen Heine von der Freiheit und Gleichheit der Großen Französischen Revolution trommelte und die Schere der deutschen Zensoren. 2010 schuf er zudem eine Büste Heines für die Walhalla in Donaustauf. 
Vor der Bibliothek der Universität Düsseldorf steht seit einigen Jahren bereits eine Bronze-Statuette, die den jungen Heine zeigt. Dieses Werk entstand nach einem Werkstattmodell von Hugo Lederer.  
 
 
Sonderpreis der 1Live-Krone für russische Punkband "Pussy Riot"
 
Köln - Der Sonderpreis der diesjährigen 1Live-Krone geht an die Mitglieder der russischen Punkband "Pussy Riot". Die Musikerinnen hätten sich mutig gegen staatliche Bevormundung und für das Recht auf freie Meinungsäußerung in Rußland eingesetzt und müßten nun dafür einen hohen Preis bezahlen, teilte der Westdeutsche Rundfunk am Dienstag in Köln mit. "Mit der Verleihung der 1Live-Krone KRONE wollen wir ein Zeichen setzen, diesen inakzeptablen Vorgang international nicht in Vergessenheit geraten zu lassen", erklärte der Programmchef von 1Live, Jochen Rausch. 
Es sei der Verdienst der Punkband, mit ihrer Haltung auch andere Musiker daran zu erinnern, "daß Popmusik politische Inhalte an ein großes Publikum transportieren kann", hieß es in der Mitteilung weiter. Die Aktion von "Pussy Riot" in einer orthodoxen Kirche gegen die russische Politik stünde in der Tradition von großen Protestkünstlern wie Bob Dylan, The Clash oder den Sex Pistols. Die Band "Pussy Riot" ist auch noch für weitere Preise im Gespräch, etwa für den Lutherpreis der Stadt Wittenberg. Yoko Ono, die Witwe des Beatles-Gründers John Lennon, zeichnete die Musikerinnen von Pussy Riot bereits mit dem Lennon-Ono-Friedenspreis aus. Der Radiopreis des Programms für junge Hörer wird am 6. Dezember in Bochum vergeben.
 
 
Förderpreis für Literatur für Julia Trompeter
 
Köln - Den diesjährigen Förderpreis für Literatur der Stadt Köln erhält die Autorin Julia Trompeter. Wie ein Sprecher der Domstadt mitteilte, wird das mit 10.000 Euro dotierte Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium am kommenden Mittwoch überreicht. Die Jury würdigte mit ihrer Entscheidung die "sprachexperimentelle Lyrik" der Autorin, hieß es in der Mitteilung weiter. Vor allem aber lobte die Jury den Roman "Die Mittlerin" von Trompeter.
Darin gestalte sie das Leben "mit spielerischer Leichtigkeit und Sinn für Komik als Kopftheater, das sich an der Realität messen muß." Die Autorin spiele mit Perspektivwechseln und setze sie bewußt ein. So entstehe ein ebenso lebendiges wie "unterirdisches Lauschen auf die Menschen und ihren Wahnsinn", befand die Jury weiter. Die Stadt vergibt seit den 70er Jahren Förderstipendien für junge Künstlerinnen und Künstler im Alter von bis zu 30 oder 35 Jahren.
 
 
Michael Lentz erhält am Sonntag den Walter-Hasenclever Literaturpreis der Stadt Aachen
 
Aachen/Berlin - Der in Düren geborene und heute in Berlin lebende Schriftsteller Michael Lentz wurde am Sonntag mit dem diesjährigen Walter Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Jury würdige mit ihrer Entscheidung einen Autor, der ein beeindruckend facettenreiches Werk geschaffen und sich als Erzähler, Lyriker, Herausgeber und Literaturwissenschaftler einen Namen gemacht habe, hieß es zur Begründung der Preisvergabe.
Lentz zählt zu den am meisten profilierten Performancekünstlern und hat nach Angaben der Jury eigene Texte, teilweise in Zusammenarbeit mit avantgardistischen Musikern, in verschiedenen intermedialen Formaten produziert. Als Verfasser einer grundlegenden Studie über die Geschichte der Lautpoesie habe Lentz diese Literaturgattung auf der Schwelle von Wort- und Tonkunst mit originären Beiträgen erneuert. In seinem jüngsten Buch "Textleben", das Essays und Poetikvorlesungen versammelt, zeigt sich Lentz als brillanter Interpret von wesentlichen Autoren der Moderne – wie Gottfried Benn oder Samuel Beckett – und als reflektierter Kommentator des eigenen Schreibens, befanden die Juroren.
Der Walter-Hasenclever-Literaturpreis wird alle zwei Jahre verliehen und zählt zu den höchst dotierten deutschen Literaturpreisen. Er wird seit 1996 zur Erinnerung an den 1890 in Aachen geborenen expressionistischen Schriftsteller Walter Hasenclever verliehen. Frühere Preisträger waren unter anderem Peter Rühmkorf, George Tabori, Oskar Pastior, Herta Müller und Christoph Hein. Träger der Auszeichnung sind neben der Walter-Hasenclever-Gesellschaft, das Aachener Einhard-Gymnasium als ehemalige Schule des späteren Autors, der Buchhandel in der Kaiserstadt, die Stadt Aachen sowie das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das den Nachlaß Hasenclevers pflegt.
 
 
Nam June Paik Award an türkischen Medienkünstler Cevdet Erek vergeben
 
Düsseldorf/Bochum - NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) hat am Mittwoch in Bochum den Nam June Paik Award an den türkischen Künstler Cevdet Erek vergeben. Der 38 Jahre alte, in Istanbul lebende Medienkünstler erhielt die Auszeichnung für seine Arbeit "SSS/Shore Scene Soundtrack", hieß es in einer in Düsseldorf veröffentlichten Mitteilung des Ministeriums. Der Nam June Paik Award wird seit 2002 im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgelobt. Er ist nach dem 2006 verstorbenen "Vater der Videokunst", Nam June Paik benannt.
"Der Nam June Paik Award ist für unser Kulturland ein ausgesprochen wichtiger Preis. Er unterstreicht die Bedeutung Nordrhein-Westfalens für die internationale Video- und Medien-Kunst", betonte Schäfer bei der Preisvergabe. Nach ihren Worten ist das Engagement für die Medienkunst in NRW vielfältig und vielseitig. Medienkunst sei mittlerweile fester Bestandteil der Ausbildung, Lehre und Forschung an den Kunsthochschulen und –akademien in NRW. Den Förderpreis 2012 erhielt die französischstämmige Céline Berger für Ihren Entwurf des "Besserungsraumes", einem Ort, an dem Besucher mit einer unvorhergesehenen, inszenierten Situation konfrontiert werden.
 
 
Redaktion: Frank Becker