Rösich wie die Schmetterlinge

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Rösich wie die Schmetterlinge
 
War das ein Oktober, liebe Freunde? Na, er würde jedem Sommermonat zur Ehre gereichen. Die Luft flirrte, die Farben blühten nochmal auf und die Schmetterlinge kriegte man von den Blütenkelchen gar nicht mehr weg, esu rösich sinn se. Nun sind im Rheinland solche Oktobertage nichts Besonderes. Aber im Norden? Du lieber Himmel: Wind, Kälte, Nebel und glibbrige Schiffsrümpfe ist alles, was den armen Bonsai-Wikingern da oben blüht. Und nun verirrt sich ein junges Pärchen von „da oben“ zu uns ins Rheinland. In diesen Oktober. Auf unsere Wiesen. Da passiert natürlich, was passieren muß: angesteckt vom Flirren in der Luft und den rösijen Schmetterlingen bricht mit Macht die Liebe über sie herein. Mitten in Köln. Im Rheinpark. Und genau so wie die Schmetterlinge sind sie durch nichts zu stören. Nicht durch Passanten und nicht durch Polizisten (nebenbei gefragt: was sucht eigentlich eine Polizeistreife mitten am hellichten Tag im Rheinpark? Siesta oder was?!!). Selbst die Streife mußte warten, bis die Liebe ihre Ermattung fand. So weit, so gut. Nur: jetzt sollen sie bestraft werden. Öffentliches Ärgernis, so entnehmen wir dem Protokoll. Auweia. Wenn das zum Gericht kommt, müßte dat janze Rheinland mit auf die Anklagebank. Weil es hier so schön ist und weil so was hier eben eher passiert als in Wind, Kälte, Nebel und zwischen glibbrigen Schiffsrümpfen. Und wer diesen rheinischen Oktober das erstemal auf der Haut spürt ist machtlos. Also, Hohes Gericht: das Pärchen hat den § 20 StGB absolut verdient. Dies war eine „Straftat“ im Zustand völliger Nicht-Schuld-Fähigkeit, wie die Juristen sagen. Zu deutsch: Die kunnten nüß dofür. Bitte, liebe Richter, seid in diesem Falle mal ausnahmsweise rheinisch und gebt dem Pärchen die Chance, später ihrem Kinde sagen zu können: es war im Oktober am Rhein und so schön wie nirgends.
 
 
In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher



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