„Sehnsucht nach Farbe“

Gustave Moreau-Ausstellung in Neuss

von Andreas Rehnolt

Gustave Moreau, Le Soir - Foto: Museum
Clemens-Sels-Museum:
„Sehnsucht nach Farbe“
 
Die Ausstellung zeigt Werke des
französischen Symbolisten
Gustave Moreau
und seiner Malerschüler,
darunter auch Henri Matisse
  
Neuss - Als Höhepunkt des 100-jährigen Jubiläums des Clemens-Sels-Museums in Neuss präsentiert das Haus seit Sonntag die Ausstellung "Sehnsucht nach Farbe - Moreau, Matisse & Co". Erstmals in Deutschland widmet sich das Museum, das nach eigenen Angaben eine weltweit anerkannte Sammlung von Werken des französischen Symbolisten Gustave Moreau (1826-1898) besitzt, dem Künstler als Maler und Lehrer an der École des Beaux-Arts in Paris, erklärte Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz bei der Eröffnung der bis zum 13. Januar nächsten Jahres terminierten Schau.

Moreau warb nach den Worten von Husmeier-Schirlitz für eine "vom Gegenstand befreite Farbe". Seinen Schülern gab er die Empfehlung: "Man muß die Farbe denken, eine Vorstellung von ihr haben. Die Farbe muß geträumt werden.". Das Museum zeigt auch eine kleine Auswahl von Moreaus etwa 1.000 Aquarell-Arbeiten. Der Künstler nutzte stets die ganze Farbpalette und "scheute sich auch nicht vor Buntheit", erklärte die Museumschefin bei der Eröffnung der Ausstellung. Seine Inspirationen holte sich der Maler dabei vor allem aus japanischen Farbholzschnitten, die er auch selbst gesammelt hatte.

Henri Matisse, Lesende in violettem Kleid - Foto: Museum
Über seinen wohl berühmtesten Schüler, Henri Matisse (1869-1954) sagte Moreau, er sei "dazu geboren, die Malerei zu vereinfachen". Die Bilder von Matisse veränderten sich nach dem Tod von Moreau, sie wurden heller und kühner. Auch das zeigt die sehenswerte Ausstellung im Clemens-Sels-Museum. Das farbgewaltige Matisse-Bild "Lesende in violettem Kleid" aus dem Jahr 1898, mit dem auf Plakaten für die Schau geworben wird, leitete den stilistischen und farblichen Wandel ein.
Die Gemälde und Zeichnungen von Moreau selbst greifen mythologische, biblische und religiöse Themen auf. Seine eigenen künstlerischen Ziele beschrieb der Maler einmal mit den Worten: "In dieser Kunst kann die Seele alles finden, was sie an Traum, Zärtlichkeit, Liebe, Begeisterung und religiöser Erhebung ersehnt." Seine Künstlerschüler ermutigte er, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, die sich nur am Gefühl orientiert und nicht am Sehen. Moreaus Umgang mit Farben war für die damalige Zeit revolutionär. Mit seinen Farbfantasien bereitete er den Weg in die moderne Malerei des 20. Jahrhunderts.

Henri Manguin, Jeanne mit Sonnenschirm - Foto: Museum

Die Ausstellung bietet eine Gegenüberstellung Moreaus mit seinen bedeutendsten Schülern wie etwa Henri Matisse, Georges Rouault und Edgard Maxence ebenso wie Henri Evenepoel, Charles Camoin, Albert Marquet und Henri Manguin. Moreau gilt heute noch als Zentralgestalt des französischen Symbolismus. Die Präsentation umfaßt insgesamt etwa 80 Gemälde, Aquarelle und Handzeichnungen sowie historische Aufnahmen. Die gezeigten Exponate stammen unter anderem von bedeutenden Museen in Frankreich, Deutschland und Belgien. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit rund 100 farbigen Abbildungen erschienen.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker