Musenblätter - Das unabhängige Kulturmagazin

Kochen liegt mir nicht

Jetzt haben sie wieder etwas rausgekriegt, wo ich sagen muß: Dafür können wir Männer ja nun wirklich nix! Man sollte doch wahrhaftig jedem Tierchen sein Plaisirchen lassen! Und wenn wirklich 75 Prozent aller Frauen sagen, sie seien immer für das Kochen zuständig, und sich nur 21 Prozent der Männer dazu berufen fühlen, dann ist das doch nicht frauenfeindlich, sondern höchstens Faulheit! Obwohl in den Küchen von Restaurants immer nur Männer am Herd stehen! Ja, wenn wir Männer schon mal kochen, dann sind wir Spitzenköche! Aber wie das zustande kommt, das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich habe die »Frankophilie« nicht mit Löffeln gefressen, ich bin auch nicht begabt oder zu bequem! Ich sage immer: Ich will den Frauen nicht ins Handwerk pfuschen. Da bringe ich lieber den Abfalleimer zum Container und den Container aufs Nachbargrundstück! Dessen Besitzer kocht übrigens wahnsinnig gerne und gut, während ich mich auf der Terrasse herumfleze und meine Frau dann sagt: »Willst du nicht mal ein bißchen Petersilie hacken?« »Ja, gleich«, sage ich. »Gleich ist die Sonne weg«, sagt meine Frau! Sie will mich damit ärgern, weil sie weiß, daß ich immer dann Spaziergänge vorschlage, wenn es anfängt zu regnen! Kartoffelschälen liegt mir übrigens sehr! Bei allem, was bei Kochkünsten unter mechanische Arbeit fällt, eine Arbeit, bei der ich summen kann und gar nichts denke und fühle, sondern nur bin, blühe ich auf, da bin ich hochbegabt! Aber für andere Leute, Freunde oder Feinde etwas kochen! Nee! Dafür kann man mich nicht gewinnen! Aber Komplimente und Grüße an die Köche auftragen, der Köchin, der Hausfrau ein übers andere Mal mit vollem Mund ein »vorzüglich« zuzunuscheln und zu schmatzen, dazu bin ich jederzeit in der Lage! Aber mich fürs Kochen zuständig fühlen! Welch eine perverse Personalpolitik! Frauen gehören an den Herd! Solche Sätze heiße ich absolut nicht gut! Aber auch der Ruf: Wir gehen zu Otto! Otto kocht! Kommt ihr mit? ist mir nicht angenehm! Mir fällt wieder auf, daß ich eigentlich nichts kann, daß ich wirklich gar nichts kann! Was kannst du eigentlich, frage ich mich oft »selbstzerstörerisch«? Die Antwort gibt immer meine Frau: »Essen kannst du! Essen!« Und da hat sie ausnahmsweise wieder mal recht!

Veröffentlichung aus "Es kommt immer was dazwischen" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung

Die Zeichnung stellte freundlicherweise Jürgen Pankarz zur Verfügung.