Scott McKenzie †

Die Ikone der Flower Power-Bewegung starb in Los Angeles

von Frank Becker und Peter Bilsing

© CBS

Scott McKenzie

E
r hat wie kein zweiter mit einem einzigen Song das Lebensgefühl einer hoffnungsvollen Generation verkörpert: Scott McKenzie (1939-2012). Vor drei Tagen ist die Ikone der 68er in Los Angeles gestorben. Mit seinem für alle Ewigkeit gültigen Hit "San Francisco" (Be sure to wear some flowers in your hair) hat er poetisch und eindringlich beschrieben, was damals die Jugend der Welt angesichts des fürchterlichen Vietnam-Kriegs und der Konfrontation der Weltmächte bewegte - den Wunsch nach Frieden und Freundlichkeit. Unter dem Schlagwort der "Flower Power" schenkten damals junge Leute den Menschen auf der Straße Blumen, steckten sie in die Läufe aufmarschierender Nationalgarden und Militärs und propagierten das friedliche Miteinander von Generationen, Nationen und Rassen. Es war ein für wenige herrliche Jahre strahlendes Licht der im Gegensatz zur Politik ernstgemeinten Absicht, Frieden auf der Welt zu schaffen. Vor der Kurzsichtigkeit von Regierungen, der Borniertheit konservativer Holzköpfe und der Radikalität gleichzeitig entstehender Gruppierungen wie Black Power (Malcolm X) oder SLA (Patty Hearst) mußte eine solche erklärt gewaltlose Bewegung scheitern.

Erst spätere Generationen werden wirklich registrieren, was damals möglich gewesen wäre, aber durch Dummheit verspielt wurde. Die Welt schien für ein paar Atemzüge einzuhalten. Eine Blume war wertvoller als eine Waffe, ein Joint wichtiger als Gewalt, freie Liebe erfüllender als Konventionen. Wir waren dabei, in London und Paris, Berlin, Woodstock und San Francisco. Wir trugen Batik-Hemden, mäßig lange Haare, das Peace-Symbol und Liebe im Herzen, hörten The Doors, Jimi Hendrix, Donovan, Janis Joplin, den Beatles und Mama Cass zu. Die Blumenkinder waren unorganisiert. Daran mußten sie scheitern. Denn nur wer sich "ordentlich" organisiert, kann etwas erreichen. Doch so wollte es die Flower-Power-Generation nicht haben. Also blieb eine Welt voller Liebe, Frieden und Verständigung ein blumiger Traum.
Scott McKenzies Song "San Francisco" aber wird als Dokument diesen wundervollen Traum und unsere zerplatzten Hoffnungen weiter transportieren.