"Retrieval" nennt sich die Serie unter dem Dach von Challenge, die bereits eine beachtliche Reihe von Aufnahmen aus den frühen Jahren des Jazz präsentiert. Eines der jüngsten Beispiele ist ein Album aus den Glanzzeiten des englischen Bigband-Jazz mit einem seiner namhaftesten Vertreter: "Ray Noble - The Hot Sides". Es stellt eine Auswahl von Stücken vor, die überwiegend aus Nobles (1903-1978) eigener Feder stammen und in seiner produktivsten englischen Zeit entstanden sind, als er Leiter der Abteilung für Tanz- und Unterhaltungsmusik des Plattenlabels "His Master´s Voice" und dessen Hausorchester war.

Noble blieb nur sechs allerdings sehr produktive Jahre bei HMV, bevor er in die USA ging, wo u.a. Glenn Miller in seinem Rainbow Room Orchester spielte. Tontechnisch hervorragend aufgearbeitet zeigt die sorgfältig edierte Zusammenstellung seiner britischen Jahre den Übergang von der gepflgten Ballroom-Musik der großen Hotels zum Bigband-Jazz der 30er Jahre. Charleston und Shimmy  klingen ebenso an wie Skiffle- und Hula-Elemente,  große Bläser- Sätze zeigen den Weg, den alle Swing-Orchester  in den 30ern einschlagen werden. Trompeter wie Max Goldberg, Nat Gonella und Norman Payne gehörten zu Ray Nobles Orchester, Jean Pougnet brachte den französischen Gipsy-Swing mit seiner Violine ein, Saxophonisten wie Laurie Payne, Harry Hines und Johnny Helfer gehörten zum Ensemble und die Sänger Pat O´Malley, Jack Plant, Wally Vernon und vor allem Al Bowlly kultivierten den zeittypischen Vokal- Klang.

Hunderte von Titeln hat Ray Noble in seinen HMV-Jahren eingespielt, die hier vorliegende Auswahl von 24 Stücken ist gelungen und durchaus repräsentativ. Das Booklet zur CD ist mit einem aufschlußreichen Text von Nick Dellow und - wichtig für Sammler, die nicht nur lauschen wollen - mit detaillierten Angaben zu Besetzung und Aufnahme-Daten sehr informativ gestaltet.