Hinreißende Mozart-Interpretation

Ekkehard Wölk - "Reflections on Mozart - solo piano"

von Frank Becker
Hinreißend!

So ausgefallen, individuell, ideenreich und vor allem so schön wie auf Ekkehard Wölks "Reflections on Mozart" habe ich Wolfgang Amadeus in seinem ganzen Jubeljahr wohl kein einziges Mal interpretiert gehört. Die Arrangements berühmter Arien aus "Figaros Hochzeit", "Die Zauberflöte" und "Don Giovanni", sowie anderer Stücke, die Ekkehard Wölk für Solo-Klavier geschrieben und im Mai 2006 in den Studios von Rundfunk Berlin- Brandenburg eingespielt hat, sind eine schimmernde Perle in der langen Kette der 2006er Mozart-Rezeption.
Wölk schlägt damit ein neues, Genre- übergreifendes Kapitel auf.

Daß die Aufnahmen jetzt, nachdem sich der ganze Wirbel gelegt hat, von Nabel Records an den Hörer gebracht werden, ist klug überlegt. So langsam wird nämlich das Ohr wieder frei, das sich schon verschlossen hatte, unwillig, noch mehr Mozart zu hören. Es wäre ein Jammer gewesen, Wölks Album ins Mozart-Jahr zu quetschen. Was wir auf
"Reflections on Mozart" zu hören bekommen ist von großer Delikatesse, und es nimmt keine Anleihen auf. Dem Komponisten selbst hätte diese Form der Bearbeitung seiner Werke gewiß ein höllisches Vergnügen bereitet, hat er doch selbst mit den musikalischen Möglichkeiten der Improvisation und neuen Klangerfahrungen experimentiert - mit großem Erfolg, wie wir wissen.

Ekkehard Wölk zeigt sich zum einen als hervorragender klassischer Virtuose am Flügel, ein Kenner Mozarts und gewissenhafter Interpret, zum anderen ist er ein brillanter Jazz-Pianist, Meister der Variation und kongenialen Neu-Interpretation. Dabei tänzelt er schwindelfrei auf der hauchdünnen Linie, die unzulässigerweise im Gebrauch des Musikbetriebes noch immer Klassik und Jazz mit den diskriminierenden Bezeichnungen "E-Musik" und "U-Musik" trennt. Wölk löst den Widerspruch auf. Er sprüht vor Einfällen, glänzt in köstlichen Dissonanzen (ich liebe seine Fassung von "Ah vous dirai-je maman"!) begeistert mit zierlichen Trippelschritten und ausgreifenden Läufen. Jacques Loussier kommt der Verdienst zu, den Jazz bei Bach entdeckt und ihn gesellschaftsfähig gemacht zu haben. Ekkehard Wölk ist aus diesem Schatten herausgetreten und hat den Grundstein zu einer neuen, brillanten Mozart-Auffassung gelegt. Meine CD des Monats Januar in beiden Rubriken: Jazz und Klassik!
Beispielbild
Foto © Ekkehard Wölk - Design: Nabel

Ekkehard Wölk
Reflections on Mozart

Ekkehard Wölk  -  Klavier

Produziert von Ulf Drechsel für KULTURradio und Rainer Wiedensohler für Nabel

© 2006 Nabel Records

Titel:
1. Zu Hilfe, zu Hilfe, sonst bin ich
    verloren (Zauberflöte)   5:13
2. Non so piu, cosa son, cosa faccio
    (Figaros Hochzeit)   4:35
3. La ci darem la mano (Don Giovanni)
    5:52
4. Klavierkonzert KV 491, 3. Satz  5:37
5. Dies Bildnis ist bezaubernd schön
    (Zauberflöte)   6:33
6. Das Kinderspiel   3:36
7. Alles fühlt der Liebe Freuden
    (Zauberflöte)   3:56
8. Ein Mädchen oder Weibchen
    (Zauberflöte)   6:04
9. O ihr Mädchen zur Liebe geboren
    Don Giovanni)   3:30
10. Ah vous dirai-je maman   12:44
11. In diesen hei´gen Hallen
      Zauberflöte)   4:49

Gesamtzeit:   1:03:03

Weitere Informationen unter:
www.nabelrecords.de