Zur anstehenden Trennung der Rhein-Opern-Ehe Düsseldorf/Duisburg

Ein Gastkommentar

von Peter Bilsing
Über die Tragik irregeleiteter und lebensfremder Kultur-Politik am Rhein
 
Zur anstehenden Trennung der Rhein-Opern-Ehe Düsseldorf/Duisburg
 
Zwar sind in drei Tagen erst Wahlen in NRW, aber durch die dusselige und langweilige Präsentation des völlig farblosen CDU-Kandidaten Röttgen ist es abzusehen (jedenfalls sehen so unabhängige aktuelle Wählerbefragungen aus), daß eigentlich alles beim Alten bleibt; also die Roten & Grünen werden voraussichtlich weiter Schulden machend unser Land regieren. Warum soll es auch im kleinen NRW anders sein, als im großen Europa?
 
Weitermachen wird aber wohl kaum die Operngemeinschaft Düsseldorf / Duisburg. An den zwei Millionen Euro, die aktuell Duisburg pro anno fehlen, sollte es nicht liegen, die müßte doch der solvente Ehepartner aus Düsseldorf locker lockermachen können. Wie heißt es bei der Trauung so schön und verlogen: "In guten und in schlechten Zeiten..." Ich habe den Eindruck, und der verstärkt sich immer mehr, daß die große "Weltstadt" Düsseldorf nun die lange erwartete Gelegenheit kommen sieht, sich von der armen Arbeiterstadt Duisburg zu trennen.
Da wirken die schmal und schal auf der Interne-Seite plazierten Protestaufrufe "Rettet die Duisburger Oper" wie leere Worthülsen, wenn gleichzeitig der Düsseldorfer OB Dirk Elvers schon von einer zukünftigen Zusammenarbeit mit der zweiten "Weltstadt" Köln schwadroniert. In Köln nimmt man sein Liebeswerben bereitwillig auf. Sterbende nutzen bekanntlich jede Rettungsmöglichkeit, jeden Rettungs-Ast, sei er auch noch so klein und zerbrechlich.
 
Eine Weltoper, so tönt es in Hinterhofgesprächen, will man schaffen. Ja, da sollen dann alle nach Köln/Düsseldorf (oder wird es Düsseldorf/Köln heißen?) herüber schauen - hier hallo ! - entsteht bald Deutschlands größte Opern-Kompagnie. Man blickt bestimmt schon neidisch aus München, Berlin, Baden-Baden und Bayreuth zu uns herüber. So tönte es einst über das 8. Weltwunder aus Hamburg (Anmerkung: gemeint ist die Pleite-Philharmonie in der Elbe). Jetzt steht der große Ole vor den Untersuchungsausschüssen und sein Memorial, jenes als Beust-Pyramide gedachte Größenwahnwerk steht vor der ewigen Unvollendung oder dem Totalabriß. Der Steuerzahler zahlt dies so gerne wie die 500 Millionen für das Nürburg-Ring-Desaster der Pfälzer Weinkönigin Kurt Beck, dem jetzt ebenfalls der Abriß droht!
 
Zurück zur "Deutschen Oper am Rhein": Die Zukunft sieht wirklich schlecht aus bei einem Duisburger Kulturdezernenten, dessen erste Amtshandlung - hört man - der Einbau einer Bierzapfanlage (KöPi) in sein Dienstzimmer war, und der relativ offen bei seinem Amtsantritt damit kokettierte, daß er ja eigentlich von Oper und Kultur keine Ahnung habe. Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Herr Karl Janssen. War es nicht sogar Thilo Sarrazin, der sie ungestraft "strohdoof" nennen durfte?
Dem großen Kulturkämpfer und Ex-Oberbürgermeister Josef Krings, aus dessen Lebenswerk und rührigem Engagement ein wesentlicher Quell für die internationale Bekanntheit der Duisburger Rheinoper entsprang, wird wohl speiübel angesichts solcher "Kollegen" und dem nun zu erwartenden Niedergang der Duisburger Hoch-Kultur.
Was für eine tragische Stadt ist dieses Duisburg! Wo sind die Millionen hingeflossen? Was für Flachmaten regieren mittlerweile? Wo bleibt der Aufstand aller Opernfreunde gegen die Schließung ihrer Oper und die Entlassung eines der besten Orchesters Deutschlands - dem einstigen Stolz der Stadt? Ja, da können die Düsseldorfer Musici einmal wirklich neidvoll über den Rhein schauen! Bis dato ...
 
Da baute man vor Jahren am Hafen eine millionenteure Musical-Halle für eine einmalige private Kommerzproduktion ("Les Miserables") - eigentlich ein wunderbares Haus, welches nun seit Jahren nutzlos dahin gammelt - eine teure Ruine. Trotz dieses leerstehenden 2.000-Plätze-Hauses mußte aber noch eine Neue Philharmonie her - so was hat man halt heute als Kulturstadt von Welt, allen Unkenrufen zum Trotz! Dann wurden die Steuergelder für ein millionenteures Zukunftsgutachten (war es Kienbaum?) zum Fenster heraus geworfen; welches so sinnlos wie unnütz teuer nun die Schubladen der Verwaltungsbürokratie füllt. Das superteure edle Spielkasino zieht wohl mehr Nachtschattengewächse an, als es Steuereinnahmen bringt, wenn ich da so vergleichsweise z. B. nach Wiesbaden schaue. Und dann "die größte Love-Parade aller Zeiten" - ein Exempel von Volkskultur sollte es werden - alles bisher in den Nachbar-Städten da gewesene übertreffen. Als unvergeßliches Ereignis war es dilettantisch geplant und ist es dann, tragischerweise, auch zeitgeschichtlich geworden.
 
„Himmel gib Hirn!" möchte man verzweifelt ausrufen, sozusagen als Appell an die Dummbeutel und Ignoranten von Stadtoberen in dieser doch eigentlich so wunderbaren Stadt, die frei vom oberflächlichen Schicki-Micki-Glanz der Pseudoreichen im verlogenen nachbarschaftlichen Düsseldorf, stets ehrlich ihren Mann stand. Und deren Ruhm und Glanz einst nicht von Odeur von Wirtschaftsbossen, Banken, Versicherungen, Rechtsanwälten und Schönheits-Chirurgen - pars pro toto - sondern von der Hände Kraft, dem Schweiß und dem Einsatz fleißiger Arbeiter entstanden ist.
 
Es ist zum Heulen.
 
Peter Bilsing / 10.5.12