Meisterstücke britischen Humors im besonders gepflegten Kleid

Glücklich und zufrieden könnte ein jeder Autor sein, erführe er die Ehre einer so edlen Edition, wie es seit einigen Jahren mit den Werken von P.G. Wodehouse - eigentlich: Sir Pelham Grenville Wodehouse (1881 - 1975) - bei der Zürcher "Edition Epoca" geschieht. Nun widerfährt Wodehouse diese Würdigung, wie es schon vielen Schriftstellern vor ihm in später Erkenntnis ihres Wertes gegangen ist, zwar posthum, doch in seinem Fall ist es anders: auch schon zu Lebzeiten wurde er, ein würdiger Nachfahre von Charles Dickens, seines Humors wegen hoch geschätzt und  viel gelesen.

Erst etwas später als bei den humorbegabten Briten auch im deutschen Sprachraum erfolgreich (Thomas Mann nahm ihn als Herausgeber der Reihe "Romane der Welt" auf), haben seine Bücher, vor allem die Geschichten um den hartnäckigen Junggesellen Bertie Wooster und seinen Diener Jeeves, auch hier eine beachtliche Rezeption gefunden. In neuer Übersetzung von Thomas Schlachter liegt jetzt bei Epoca schon eine Reihe delikat gemachter handlicher Bände vor, die zum sprachlichen auch das optische und haptische Vergnügen fügen. Als jüngste Frucht der literarischen Lese können wir in deutscher Erstausgabe die "Autobiographischen Abschweifungen" mit dem Titel "Reiner Wein" ("Over Seventy") begrüßen - weinrot selbstverständlich der elegante Einband, abgerundet die Ecken, so das Buch mit seinen 13 x 17 cm bequem in die Jackentasche gleiten kann, um auch unterwegs gelesen zu werden, sauberst der Druck auf edlem altweißem Papier und besonders hübsch die Vorsätze der Reihe.

Sicher nicht erst auf den Brief eines gewissen J.P. Winkler aus Chicago hin hat sich der umtriebige P.G. Wodehouse mit einer Rückschau auf sein Leben befaßt: das tun sie doch alle, die mit dem kommenden Alter ihre Tinte nicht halten können. Was bei einigen Autoren (ich werde mich hüten, hier Namen zu nennen!) leider als literarische Inkontinenz endet, gerät bei Wodehouse, zum Zeitpunkt der Niederschrift trotz der Wahlheimat USA schon in den britischen Ritterstand erhoben, zu einem pointierten ironischen Feuerwerk in 20 Kapiteln. Wodehouse schaut zurück und rechnet ab: im Vorwort mit Fußnoten (Oh Gott, wie auch ich diese grauenhafte Unsitte hasse!), und zitatenreich mit der Journaille, mit Humoristen bzw. solchen, die sich dafür halten, mit seiner eigenen Arbeit, mit New York, Verlegern oder Hollywood. Das alles natürlich mit einem Augenzwinkern - und glauben muß man nicht alles.

Da sich Wodehouse in den vornehmen Salons seiner Zeit auskennt und in diesen Sujets seine Geschichten brillant plaziert, bekommt sein Leser die Chance der humoristischen Hautnähe zu den illustren Kreisen seiner Komödien. "Monty im Glück" verlegt die an köstlichen Dialogen reiche Story auf einen Luxusdampfer, der den Atlantik kreuzt - eine Geschichte, die mit ihrem Personal Manfred Schmidts "Nick Knatterton" beeinflußt haben könnte. Stoff für mehr als eine intelligente Boulevard-Komödie steckt in diesem Roman um Monty Bodkins hindernisreiche Jagd nach der Liebe.

Meine dringende Empfehlung für alle, die jetzt mit der Lektüre von P.G. Wodehouse anfangen möchten: beginnen sie mit "Reiner Wein" - ein später Geniestreich des Meisters des britischen Humors.

Alle bisher in der Edition Epoca erschienenen Titel von P.G. Wodehouse:
"Jetzt oder nie", "Onkel Dynamit", "Ohne mich, Jeeves", "SOS, Jeeves", "Sein und Schwein", "Wo bleibt Jeeves", "Monty im Glück", "Reiner Wein"