Natura Morta - Neue Bilder von Peter Caspary

Vernissage heute in der Wuppertaler Galerie Epikur

von Bernhard Stegt
Galerie Epikur zeigt vom 17.8.-15.9.2007:

Natura Morta
Peter Caspary  · Neue Bilder

Vernissage heute, 17.8.07 - 19.30-21.30 h

Parallel zeigen wir im Kabinett:
Uta Schotten · Calla
Arbeiten auf Leinwand


Peter Caspary · Natura morta

Mit traditionellen Stillleben – wie der Ausdruck natura morta ins Deutsche übersetzt lautet – haben die Gemälde von Peter Caspary nur wenig gemein. Der Titel der Ausstellung mit aktuellen Arbeiten des Wuppertaler Künstlers bezieht sich weniger auf die spezifische bildliche Gattung der Darstellung lebloser Dinge, als vielmehr auf ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Phasen im Werk Casparys zieht: die intensive Auseinandersetzung mit Phänomenen der Natur. Von Beginn an steht die Kunst Casparys in Beziehung zur Natur, wobei das Verhältnis zwischen Natur und Kunst ständig neu ausgelotet wird und zu der überaus spannungsreichen Malerei und Grafik führt, für die der Wuppertaler bekannt ist. In den aktuellen Arbeiten geht es Caspary keineswegs um eine mimetische, also nachahmende Darstellung von Gebilden aus dem Bereich dessen, was gemeinhin als Natur bezeichnet wird. Zwar lassen sich organische Formen wie etwa Pflanzenteile und Fruchtstände in den vielschichtigen Farbräumen der Leinwände Casparys entdecken, doch treten diese Seite an Seite mit gestischen Kürzeln und farbigen Strukturen aus der farbigen Bildfläche in Erscheinung, so dass diese Elemente ebenso ein Ergebnis des überwiegend intuitiven Schaffensprozesses sein könnten. Somit ist die schöpferische Arbeit Casparys selbst analog zu den kreatürlichen Vorgängen der Natur zu setzen, was der natura naturans entspricht, der Auffassung von der Natur als schaffender. So verstanden sind beide Bereiche, Natur und Kunst, eher von Ähnlichkeiten als von einem unüberwindlichen Gegensatz geprägt.

Aus der überwiegend organischen Formen nachempfundenen Bildwelt Casparys ragen dagegen akkurat gestaltete Pflanzendarstellungen heraus, teils bedingt durch ihre grelle Farbigkeit, teils durch ihre modellhafte Reduzierung oder ihre Anordnung auf einem klar von seiner bildlichen Umgebung abgegrenzten Farbfeld. Sie sind Abbildungen aus Fachbüchern nachempfunden, die allein dem naturwissenschaftlichen Interesse geschuldet sind, doch erscheinen sie weit künstlicher als es vom Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften zu erwarten wäre. Seit dem 18. Jahrhundert werden die ästhetische und die wissenschaftliche Betrachtungs-weise der Natur voneinander unterschieden; in jüngster Zeit scheinen sich beide jedoch unter neuen Vorzeichen wieder anzunähern, so dass nicht nur das Naturhafte der Kunst und die Künstlichkeit der Natur in den Blick geraten, sondern auch die Ästhetik naturwissenschaftlicher Bilder. Das originär Natürliche scheint indessen durch die Übermacht der menschlichen Eingriffe in die Natur weitgehend verloren gegangen zu sein: natura morta. So ist, was gemeinhin als ursprüngliche Natur verstanden wird, tatsächlich Produkt Jahrhunderte langer Manipulationen, so dass die Natur inzwischen überwiegend positive Bedeutung als heilende Kraft erlangt hat, während das Bedrohliche und Erbarmungslose ungezähmter Wildnis lange aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Die Kunst Peter Casparys gibt dagegen ein treffliches Bild von den ununterscheidbaren Mischungen im Grenzbereich zwischen Natur und Kunst, das dem heutigen Verhältnis beider Bereiche entspricht. Susanne Buckesfeld M.A.


Uta Schotten – Calla

Mit den Calla-Bildern der in Köln lebenden Malerin Uta Schotten greifen wir Peter Casparys Thema „natura morta“ auch im Rahmen unserer Neuvorstellungen auf. Uta Schotten konzentriert sich in ihren „Stillleben“ auf oftmals nur ein protagonistisches Motiv: Die Calla-Pflanze oder Teile von ihr sind das primär sichtbare Sujet. Doch bei genauerer Bildbetrachtung wird deutlich, wie die in einem zeitlichen und räumlichen Vakuum eingefangene Pflanze zum Vehikel künstlerischer Fragestellungen wird. Die Calla (botanisch: Zantedeschia), deren Name sich vom griechischen kállos = Schönheit ableitet, gilt seit jeher als Symbol für formvollendete Eleganz. Und gerade diese formale Prägnanz ist es, der Uta Schotten in mehr als zwei Jahren ein weites Spektrum bildnerischer Möglichkeiten entlockt und der Calla somit ein immer neues Gesicht verleiht.


Calla 7, 1997, Öl auf Lw, 34 x 46 cm
So ist es mal der starke Kontrast einer strahlend weißen Blüte zu einem tief roten Hintergrund, der in seiner Opazität nicht nur die Kraft der Farbe, sondern auch Grenzen zwischen Realität und Abstraktion auslotet. Hierbei ist es das Spiel mit Blickwinkeln, Perspektiven oder Nah- und Fernsichten, das die Eindeutigkeit der bekannten Form auflöst und ihr ein rätselhaftes Eigenleben verleiht. Ein anderes Mal setzt Schotten die Farbe sehr zurückhaltend und in transparent-leichtem Duktus ein und fokussiert somit auf ganz andere Weise die Form und Eleganz der Blume, die ebenso zu einem assoziativen Gedankenspiel einlädt. Oder aber Uta Schotten demonstriert, dass trotz einer bewusst zweidimensionalen, flächigen Malweise, durch eine sorgfältig austarierte Komposition und Farbbalance ein spannungsreicher Bildraum entstehen kann.
Welches Gesicht Uta Schotten der Calla auch verleiht, eines verbindet ihre Bilder ganz eindeutig: die Schönheit von Kunst und Natur.
Asja Kaspers M.A.



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