Dokumente eines Aufbruchs

Beat Generation Jazz

von Frank Becker
Dokumente eines Aufbruchs

Literatur und Jazz
einer geistigen Erneuerung


Musiker wie Charlie Parker, Lester Young, Miles Davis, Dexter Gordon, Bud Powell, Chet Baker, Zoot Sims, Dizzy Gillespie, Warne Marsh und Charles Mingus haben mit Bebop und Cool nicht nur völlig neue Wege im Jazz beschritten, und Literaten vom Schlage Jack Kerouac, Allan Ginsberg, Shorty Petterstein und Lawrence Ferlinghetti haben mit ihrer Poesie nicht nur ebensolche neuen Wege der Literatur eingeschlagen –  diese „angy young men“ läuteten ein Umdenken ein, das sich bis heute auf Musik, Literatur und Philosophie auswirkt.
Man befreite sich von den Zwangsjacken, die durch Bigotterie und McCarthys Hetzjagd auf Liberale das Denken eingeschnürt hatten. In verqualmten Clubs wurde die Revolution der Musik und der Literatur ausgerufen. Man trug schwarze Rollkragenpullover und Hornbrillen, rauchte Pot und diskutierte. Ein Graus für die bürgerliche, „brave“ Gesellschaft – ein Segen für die Köpfe. Was vor rund 50 Jahren das konservative Amerika mit Jack Kerouacs "On the road" und der unverhohlenen Propagierung von Marihuana als Lösungsansatz zutiefst beunruhigt hatte, und was schließlich 1969 in Woodstock gipfelte, erweist sich heute als unverzichtbar für die kulturelle Identität der Vereinigten Staaten – die neuerdings durch neokonservative Bewegungen, rückwärts gerichtetes Denken und einen erschreckenden, wissenschaftsfeindlichen christlichen Fundamentalismus in die Zeit vor dieser Aufklärung zurückzufallen drohen.
 
Das Label Chrome Dreams hat auf zwei wunderbaren CDs Texte von Jack Kerouac im hervorragenden O-Ton solo sowie und im Zusammenspiel mit zeitgenössischem Jazz von u.a. Steve Allen, Al Cohn, Zoot Sims und Texte von Shorty Petterstein aus raren Quellen zusammengestellt. Es sind Texte der „Beat Generation“, die in den 50er und 60er Jahren die geistige Entwicklung in den USA und in der Folge auch in Europa entscheidend beeinflußt haben.
Die dazu ausgesuchten Jazz-Aufnahmen der oben genannten Musiker und etlicher anderer mehr, ergänzen das Doppelalbum zu einem hervorragenden Dokument der Geschichte des Jazz und der Beat Generation. Das dem Album beigelegte 16-seitige Heft ist mit seinen Fotos, Cover-Abbildungen und dem umfangreichen Text von Charles Waring eine interessante Ergänzung, leider aber durch seinen winzig schwarz auf grau gedruckten und von Graphiken unterlegten Text kaum zu entziffern.
 
„Beat Generation Jazz – The Music That Inspred A Revolution“
© 2011 Chrome Dreams – 2 CDs mit insgesamt ca. 137 Minuten Texten und Musik


Weitere Informationen: www.in-akustik.de  und  www.chromedreams.co.uk